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Anschreiben für den Traumjob

Im Übergangscoaching für arbeitssuchende Menschen treffen ich immer wieder auf Annahmen, wie man Bewerbungsunterlagen „richtig“ erstellt. Jede(r) kommt mit einer Vorstellung, wie ein Lebenslauf auszusehen habe und was in einem Anschreiben stehen sollte. Im Coaching probieren wir andere Wege: wir nutzen etwas andere Fragen für ein fiktives Anschreiben für den Traumjob und tragen dabei zur Entwicklung des eigenen Selbstbildes und zum Sich-besser-kennenlernen bei.

Ein klassisches Anschreiben wie immer

Da die Menschen in meinen Übergangscoachings sehr unterschiedlich sind – sie vereint ihr aktueller Status des nicht erwerbstätig seins – bin ich bei jedem Klienten und jeder Klientin sehr neugierig, was er oder sie über die vermeintlichen Anforderungen eines Anschreibens denkt.

Das geht von „keine Ahnung, noch nie eine Bewerbung geschrieben“ bis hin zur Gestaltung nach dem AIDA-Prinzip unter Einbezug der Schlagworte, die in der Stellenausschreibung vorkommen. Dabei sollte man Informationen einfließen lassen, die zeigen, dass man die Internetseite des Unternehmens gelesen hat und sich möglichst gut darstellen – eben so wie es Google rät.

Ein anderer Weg, den ich durch einen Klienten kennen lernen durfte, war dieser: füttere eine KI mit deinem Lebenslauf und der Stellenausschreibung und bitte sie um Erstellung eines Anschreibens. Ich habe diese Anschreiben nicht gelesen. Allein die Information, dass der junge Mann vor dem Coaching auf diesem Weg über 30 Bewerbungen geschrieben und verschickt hatte, reichte mir, um ihn zu ermutigen, etwas anderes zu machen, wenn mehr desselben augenscheinlich nicht funktioniert hat.

Alternative Wege

Ob meine KundInnen schon konkrete Vorstellungen haben, in welcher Branche, Unternehmen oder Position sie arbeiten möchten oder nicht (die meistens haben diese nicht), beginnen wir nach der Lebenslaufarbeit und einem Stärkenprofil mit einem Anschreiben. Und zwar in Form einer Initiativbewerbung für den Traumjob. Zukunfts- und wachstumsorientiert. Sozusagen die beste Version von dir selbst in dem Job der perfekt zu dir passt.

Aber ich weiss doch noch nicht wo ich mich bewerben möchte! – ja und?

In den meisten Jobsuchen bestimmt das Angebot die Nachfrage: man googelt die gewünschte Position und Branche und lässt sich überraschen, welche freien Stellen vorgeschlagen werden. Dann checkt man, ob das passen könnte. Im Coaching gehen wir anders herum vor: Was suchst du denn eigentlich für dein Berufsleben? Die Antworten sind so individuell wie wir Menschen. Hier vier Beispiele:

Wenn du an deinem idealen Arbeitsplatz arbeitest, wo bist du dann?

In einer hell beleuchteten Werkshalle oder an der frischen Luft, Abwechslung ist gut.

In einem Büro nicht weit von meinem Wohnort, damit ich in den Zeiten in denen die Kinder betreut sind nicht so viel Zeit unterwegs verliere.

Remote zu Hause und ich muss höchstens einmal die Woche ins Büro, das in Fahrraddistanz ist.

Hauptsächlich im Homeoffice mit Reisetätigkeit zum Hauptsitz in einer größeren europäischen Stadt die mit dem Zug erreichbar ist.

Was machst du an deinem Arbeitsplatz?

Meine Arbeit ist körperlich. Bei Musik, mit meinen KollegInnen lachen wir und klatschen ab, wenn eine Palette fertig ist und jeden Tag sind die Aufgabe etwas anders.

Ich sitze am Computer und sortiere Unterlagen, ich nehme Anrufe entgegen und schreibe Mails. Ich denke auch daran die Blumen zu gießen.

Im Homeoffice telefoniere viel und recherchiere, dabei trinke ich Tee und habe fast jeden Tag Videokonferenzen mit meinen Kunden und mit dem Team.

Ich halte die Fäden in der Hand und dirigiere ein Team im Wechsel zwischen online Meetings und fokussierter Arbeitszeit für mich; wenn ich vor Ort bin spreche ich mit Menschen und genieße es, zuzuhören.

Wie machst du das? Welche Fähigkeiten bringst du dabei ein?

Ich habe Kraft und Humor und ich liebe Abwechslung.

Gewissenhaftigkeit in Person. Und sehr ordentlich und verlässlich bin ich.

Ich bin empatisch und kann mich auf meinen Gegenüber einstellen.

Ich habe einen guten Überblick über Prozesse und bin gleichzeitig für jedes Detail interessiert.

Wofür arbeitest du?

Eigentlich will ich nur weg vom Jobcenter (lachen), nein im ernst: in dem kleinen Familienbetrieb habe ich das Gefühl einen wertvollen Beitrag zu leisten und ich kann mir meine Hobbies wieder leisten.

Mein Chef kann sich auf mich verlassen und ich bin ein gutes Vorbild für meine Kinder.

Ich bin bescheiden, ehrlich und bodenständig und so arbeite ich auch, das merken auch mein Kunden und sie vertrauen mir, genauso, wie meine Vorgesetzten – das ist mir schon genug.

Mit meiner Arbeit an einer Schnittstelle leiste ich einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit von Menschen, das und die Begeisterungsfähigkeit für gelingende Projekte treiben mich an.

Wer bis du dann?

Der humorvolle Lagerist, der seine gute Laune nicht zu Hause lässt.

Die fleißige Office-Assistentin.

Der bescheidene Kundenbetreuer.

Die Team-Dirigentin.

Diese Aussagen kann man wunderbar nutzen bei der Formulierung des Anschreibens: „Ihre Stellenausschreibung finde ich attraktiv, weil die Rahmenbedingungen XY für mich stimmen und ich dort meine Fähigkeiten YZ einbringen kann.“ Es lohnt sich, sich selbst zu kennen und sich so zu beschreiben, wie man ist. Anstatt sich so darzustellen, wie das Unternehmen ihren Wunschkandidaten erwartet. Ein selbstbewusstes „Ich bin ZX und mir ist es wichtig, in meinem Job einen … Beitrag zu leisten“ kommt in den meisten Fällen besser an, als wenn ein Arbeitgeber die Kopie seiner Stellenausschreibung ließt.

Und nun auf die Suche!

Wenn sich meine Kundinnen mit diesem Anschreiben auf die Suche machen, können Sie recht sicher sagen, ob eine Stelle zu ihnen passt oder nicht. Ich empfehle, sich mutig auf Stellen zu bewerben die gefallen – auch wenn die Anforderungsbeschreibungen à la eierlegende Wollmilchsau nicht ganz zutreffen. Ich empfehle ebenso mutig die Zeit und Mühle zu sparen, Bewerbungen für Stellen zu erstellen, die man eigentlich gar nicht will.

Und es kommt vor, dass eine einzige Bewerbung ausreicht. Und dann bekomme ich schon mal zu hören: und wofür habe ich jetzt dieses ganze Coaching gemacht, wenn ich nur eine Bewerbung schreibe und gleich eine Zusage bekomme?

Weil das „Jobcoaching“ eben nicht nur die Unterstützung beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen und beim Recherchieren von Stellenausschreibungen ist. Coaching ist persönliche Entwicklung. Es ist eine Begleitung bei dem Lernprozess, die eigenen (Berufs-)Biografie so anzunehmen, wie sie ist. Coaching ist auch Zeit, Wunden heilen zu lassen. Und es ist ein Raum, der die Perspektiven und Möglichkeitsräume weiter werden lässt.

Bist du auch im Übergang zwischen zwei Jobs?

In meinem Übergangscoaching kannst du deine aktuelle Situation reflektieren, die Erzählung deines beruflichen Wegs neu erleben und eine Vision für deine künftigen Aufgaben entwerfen. Ich begleite dich gerne dabei, deinen Anker nach vorne zu werfen!

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