Aktuell wimmelt es nur so vor Zielen, Jahresmottos oder guter Vorsätze. Schließt nicht jedes auch noch so SMART formulierte Ziel ein mögliches Scheitern mit ein? Dem vorangegangen waren Jahresrückblicke, gezuckert mit Erfolgen oder auch Eingeständnissen des „doch nicht so erfolgreich Seins“. Ja, wir sind alle immer mal wieder in Situationen, in denen wir uns in Frage stellen, hadern, zögern oder uns selbst im Weg stehen. Ein Jahresrückblick kann helfen, sich selbst in solchen Situationen auf die Schliche zu kommen, sich neu zu justieren – oder auch um das, was gut und erfolgreich war, bewusst zu genießen.
Im Jobcoaching treffe ich auf Menschen, die das Gefühl des gescheitert-Seins nicht als Momentaufnahme sondern schon viele Jahre begleitet. Menschen, die es aus eigener Kraft noch nicht (zurück) in den Arbeitsmarkt geschafft haben. Wenn eine Person sich über Jahre damit auseinander gesetzt hat, dass sie ihre Ziele nicht erreicht und immer wieder das Gefühl hat zu scheitern, stabilisiert sich ihr negatives Selbstbild. Wir haben alle sehr feste Überzeugungen davon wie wir sind. Das in Frage zu stellen lohnt sich, im Sinne von: „Du musst nicht alles glauben, was du über dich denkst“. Dann gilt es, die Kapazitäten zu erweitern, zu reflektieren, dass jede Person auch anders sein kann.
Alleine den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen
Meine KlientInnen stehen oft so dicht vor einem Baum, dass sie den Wald drum herum nicht mehr sehen und hängen in einem Dauerzustand des sich-nicht-wohl-Fühlens fest. Aber wie findet man zurück zu einer weiteren Perspektive? Im Coaching betrachten wir der Wald von oben, um Gedanken zu sortieren, innere Ressourcen und Selbstmitgefühl zu aktivieren und zu aktivem Handeln zu empowern. Wir probieren unkonventionelle Blickrichtungen auf das Leben aus – Lebenslaufarbeit.
Und da das formale Ziel im Coaching, beauftrage von Jobcenter oder Agentur für Arbeit, immer auch die Erstellung eines Lebenslaufs ist, setze ich gerne dort an. Mit einem ganz besonderen Fokus: Wir erweitern die Perspektiven dadurch, den Lebenslauf mal anders zu schreiben.
Lebenslauf des Scheiterns: oder wo ich es so richtig vermasselt habe
Dieses Format greift Wendepunkte im Leben heraus. Ein abgebrochenes Studium, ein gekündigter Job, eine beendete Beziehung. Meine KlientInnen lernen hier die „positive Absicht“ hinter der Entscheidung kennen, entdecken die Lernerfahrungen, die dadurch gemacht wurden und erproben eine neue Ursachenzuschreibung für das vermeintliche Scheitern. Im Rückblick sieht man plötzlich, dass dieses Scheitern zwar nicht per se gut, aber doch zu etwas gut war und das trägt zur Aussöhnung mit der Vergangenheit bei.
Auf welches Scheitern in deinem Leben möchtest du nicht verzichten?
Lebenslauf der Fragen: oder welche Fragen das Leben dir stellt
Ein weniger provokatives und umfangreicheres Format ist der Lebenslauf der Fragen. Der Lebenslauf der Fragen hat mehreren Spuren: für jeden Lebensabschnitt blickst du zurück und schaust, welche Fragen dich damals beschäftigt haben. Dieser Lebenslauf kann im Wortsinn tabellarisch angelegt werden: für jede berufliche Etappe (Schule / Studium / Job 1 / Elternzeit / Job 2 …) werden die Fragen für drei Kategorien gesucht:
- Berufliche Fragestellungen: welche inhaltlichen Fragen haben mich beschäftigt, was waren meine fachlichen Lernfelder?
- Privates Umfeld: Welche Fragen hatte ich in Bezug auf Beziehungen, Kinder, Freundeskreis, zu pflegende Angehörige etc.?
- Ich-mit-mir-Fragen: Welche Fragen haben mich in meiner persönlichen Entwicklung voran gebracht?
Mit einen Klientinnen mache ich die Unterscheidung zwischen beruflichen und privaten Lebensbereichen bewusst, um zu zeigen, dass auch in „arbeitslosen“ Lebensphasen, viel gearbeitet wird. Die Fragen an die Berufswelt sowie die fachlich-inhaltliche Weiterentwicklung gehen auch weiter, wenn man gerade nicht in einem Angestelltenverhältnis ist oder in einer Elternzeit der Fokus auf den Kindern liegt. Der Lebenslauf der Fragen sortiert, legt offen und zeigt die Verflechtung von beruflichen und privaten Interessen sowie Herausforderungen. Daraus entstehen manchmal ganz neue Ideen für ein mögliches Berufsfeld oder der Mut, ein Hobby zum Beruf zu machen.
Welche Fragen haben dich an deinen beruflichen und privaten Stationen angetrieben?
Etwas besser versöhnt mit der Vergangenheit des Scheiterns und die beruflichen Interessen und privaten Ausrichtungen sichtbar gemacht, kann nun der „echte“ Kurzlebenslauf geschrieben werden.
Lebenslauf als eine Erzählung
Um mit meinen KlientInnen einen Lebenslauf neu aufzusetzen starten wir mit der Lieblingsfarbe und einem Canva-Design das gefällt. Darf man denn so einen bunten Lebenslauf abgeben? – Wenn du bunt bist: JA!
Dann gehe ich „klassisch“ nach Dilts vor und ein ganz anderer Kurzlebenslauf entsteht:
- Wo möchtest du arbeiten, in welcher Umwelt fühlst du dich wohl? Daraus wird ein kurzes Statement im Sinne von: „Ich suche eine neue berufliche Heimat im Bereich …“
- Welche Fähigkeiten setzt du dabei ein? Hier erscheint die klassische Liste der in Ausbildungen und Jobs erworbenen Fähigkeiten, also was du bisher beruflich gemacht hast mir groben Zeitangaben.
- Welche Stärken prägen dich? Gerne im Fließtext eine Selbstbeschreibung aus Stärkenperspektive. So sieht dein künftiger Arbeitgeber, WIE du bist und arbeitest (ein Stärkenprofil ist immer Bestandteil meiner Jobcoachings).
- Was gehört sonst noch zu deiner Identität? An dieser Stelle halte ich mein Plädoyer für Offenheit und Mut zur Menschlichkeit. Das kann von der Benennung von Hobbies, anderer Rollen (Mutter, Ehefrau, ehrenamlich oder politisch Engagierte) bis hin zu einem offenen Umgang mit persönlichen Themen gehen, wie Erfahrungen mit Burnout, Hochsensibilität oder andere Erfahrungen, die am Arbeitsplatz relevant werden können. Geschickt formuliert strahlt dann sogar die Lücke im Lebenslauf Souveränität, Lernfähigkeit und persönliche Entwicklung aus.
Hast du noch einen klassischen Lebenslauf mit gut kaschierten Lücken oder gehst du schon authentisch und selbstbewusst in den Bewerbungsprozess?
Lebenslaufarbeit im Coaching
Noch vor zwei Jahren hatte ich die Vorstellung, dass Menschen immer mit einem konkreten Thema ins Coaching kommen. Mein Klienten kommen vordergründig mit dem Thema „Arbeit finden“, aber sie haben oft ein großes Unwohlseins mit sich selbst dabei. Viele meiner Klientiennen werden zudem geschickt, von ihren BeraterInnen beim Jobcenter. Viele wissen zu Beginn nicht, was Coaching ist. Dann arbeiten sie an ihren Themen. Und sie verlassen das Coaching mit einem frischen, zu ihnen passenden Kurzlebenslauf in dem schwarz auf weiss – manchmal auch in bunt – steht, was sie wollen, wer sie sind und wozu die Kurven, Schlenker und Verstecke in ihrem Leben gut waren. So ein bischen wie in einem Jahresrückblick nur eben etwas länger und mit Zielen, Mottos oder Vorhaben nicht nur für ein Jahr gelten, sondern für die kommende Lebensphase.
Jobcoaching ist weit mehr als Arbeitsvermittlung. Es ist Lebenslaufarbeit und persönliche Entwicklung.
Du suchst ein gutes Jobcoaching? Dann schau bei Kursänderung vorbei. Hier findest du Expertise und frische Perspektiven für deine berufliche Zukunft. Oder suche dir hier einen Termin für ein kostenfreies Erstgespräch aus. Ich berate dich gerne. Auch in meinen Angeboten findest du noch mehr Details zu „Bewerbugnsunterlagen mit Stärken und Werten“.
Positiv bleiben? Jetzt zum Newsletter anmelden: