Ab heute werden die Tage wieder kürzer. Die Sonnenscheindauer wird wieder kürzen. Was man in so einen Tag packt und wie sorgfältig man auf genügend Schlaf achtet, das gestaltet jeder selbst. Jeder Tag ist wieder eine Entscheidung, zu dem JA zu sagen, was du tust, zu prüfen, was du kannst. Und es gibt Tage, an denen es sich lohnt zu reflektieren, was du willst und wer du geworden bist. Mir bieten sich dazu die Tage um die Sommersonnenwende an.
Im Seminar „Persönlichkeitspanorama nach Daniela Blickhan“ haben unsere eigenes Panorama gelegt und die Methodik für die Anwendung im Coaching gelernt. Ich bin schon sehr gespannt, wie ich das in meine Coachingpraxis integrieren werden. Und ich bin sicher, dass ich es tun werde, weil ich es kann und will. Und so sitze ich vor dem letzten Seminarvormittag in der Morgensonne des längsten Tages des Jahres und entscheide mich für einen Rundumblick auf die letzten Monate und auf die kommenden.
JA sagen, zu dem was war
Ganz ehrlich. Ich habe im letzten halben Jahr nicht viel erlebt, außer ein paar Miniurlaube, Zeit mit der Familie, viele Stunden am Schreibtisch im Konzeptions- und Schreibflow. Ein paar Gespräche mit größeren Firmenkunden. Meine monatlichen zwei Supervisionsgruppen (inzwischen auch in einem Format für selbständige Coaches, die SuperVisionSelbständigkeit). Und die Workshops – die Umsetzung des PP-Grundlagenmoduls „Coaching und Selbstreflexion mit Positiver Psychologie“ (nächste Runde am 3. Juli in Karlsruhe) und die Gestaltung von neuen Formaten zusammen mit dem Denkhafen der Karlsruher Coaching Community. Außerdem waren da wieder ein paar Schritte auf dem Ausbildungsweg: Inntal-Seminare an denen ich teilgenommen habe und der Abschluss als Beraterin der Positiven Psychologie. Eins meiner Highlights war die Rolle der Assistentin im Anwender der Positiven Psychologie: anderen Menschen beim Wachsen zusehen in kondensierter Form – sehr zu empfehlen!
Dazwischen langen viele viele Stunden Einzelcoaching mit Menschen, die ich ein Stück weit begleiten durfte, ihren Übergang zurück ins Berufsleben zu gestalten. Ich durfte beobachten, wie wundervolle Menschen es Schritt für Schritt zuließen, sich anzunehmen wie sie sind. Wie Menschen ihre Geschichte neu erzählten und neue Aspekte – Gefühle, Fähigkeiten, Stärken, Werte – in sich (wieder)entdeckten. Menschen, die sich trauten, JA zu sich und ihrem Leben zu sagen.
Das ganze verlief für mich wie ein ruhiger Fluss. Von außen betrachtet eher langweilig. Keine eigenen Identitätskrisen, keine großartigen Selbstzweifel, keine lebensverändernden Vorkommnisse. Wenn ich so darüber nachdenke noch nicht einmal Stress – zumindest kein chronischer. Einfach so das Leben, wie es sich lebt. Gefühlt stimmig und in seiner Normalität abwechslungsreich. Es darf anscheinend auch mal einfach so laufen.
Keep Karlsruhe boring
Und so werde ich auch den Sommer angehen: Tag für Tag, Woche für Woche, Monat um Monat das Gute wahrnehmen, das ist. Ich werde JA sagen, zu dem, was ich tue, kann und will. Im Ergebnis meines Persönlichkeitspanoramas ist diese Woche etwas nicht ganz Neues aufgetaucht: Ich bin in meinem dritten Berufsleben angekommen, mein Baum steht stabil und ich bin sehr zufrieden mit meinen Aufträgen als Arbeits- und Sozialcoach. Ich mag meine Zielgruppe, die Wertschätzung so gut gebrauchen kann und der ich anscheinend mit der Positiven Psychologie viel geben kann.
Woher dann diese Unzufriedenheit und das Gefühl etwas fehle noch? Die Antwort heiß nicht „mehr desselben“ – also nicht die Festanstellung und mehr Klienten bedienen. Die Frage heißt eher, wie der Ansatz „PP-Coaching für langzeitarbeitlose Menschen“ mehr gesellschaftlichen Impakt bekommt: die PP explizit in die Angebote der Bildungsträger bringen? Oder in die Arbeitsagenturen und Jobcenter? Ich möchte dafür stehen und dazu beitragen, dass Berater Menschen nicht als Aktenzeichen sondern mit der positiv-psychologischen Brille betrachten und mit Menschen sprechen, nicht mit gesellschaftlichen Problemen. Ich möchte meinen Erfahrungsschatz teilen und einen Beitrag leisten.
Hier fließen meine Perspektiven aus den Projekten zur sozialen Integration von ehemaligen Bürgerkriegskämpfern in der Elfenbeinküste (Friedensforscherin), die als Leitung einer Unterkunft für besonders Schutzbedürftige geflüchtete Menschen (Projektmanagerin) und die als Jobcoach für langzeitarbeitslose Menschen zusammen und verbinden sich mit der Positiven Psychologie. All diese Menschen haben Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Bindung – die aus dem Gleichgewicht geraten sind. All diesem Menschen haben eine unausgewogene mentale Ernährung und oft ein Selbstbild das irgendwie aus dem Rahmen gefallen ist. Ich begegne ihnen mit Respekt und Wertschätzung und sehe ihre Stärken.
Welche Aufgabe das Leben mir stellt
Ich habe mich lange gefragt, wohin ich die Positive Psychologie tragen möchte, zu welcher Zielgruppe: Führungskräfte, Alleinerziehende, Angehörige, Menschen post-burnout? Oder an welche Orte: Firmen, Schulen, soziale Unternehmen, Universitäten, Gesundheitseinrichtungen? Und heute stelle ich fest dass diese Frage mich nicht weiter bringt. Es ist mein Tun, das mich führt. So wie ich im Jobcoaching angekommen bin und einfach gespürt habe, dass ich dort richtig bin, wird auch das nächste Schritt sich dadurch ergeben, dass ich tue, was ich kann und was mir wichtig ist. Also weiter proaktiv voran und gespannt sein, welche Aufgabe mit das Leben als nächstes stellt!
Und du – bist du auch schon gespannt?
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