Das Leben verläuft selten gerade. Es ist ein Geflecht aus Erfahrungen, Wendungen und Entscheidungen – eher ein roter Zopf als ein roter Faden. Und doch versuchen viele Menschen, ihren Lebenslauf als lineare Erfolgsgeschichte zu präsentieren. Dabei steckt die wahre Kunst darin, die Verflechtungen sichtbar zu machen: wie Werte, Stärken und Kompetenzen miteinander verbunden sind und welche lehrreichen Umwege uns geprägt haben.
Søren Kierkegaard brachte diese Dynamik treffend auf den Punkt: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“ Der dänische Philosoph wollte damit sagen, dass wir unser Leben nur im Rückblick wirklich begreifen können. Erst wenn wir auf vergangene Ereignisse schauen, erkennen wir den Sinn hinter Entscheidungen, Brüchen oder Zufällen. Vorwärts leben bedeutet handeln – rückwärts verstehen bedeutet, daraus Bedeutung zu schöpfen.
Die Erzählung unseres Lebens
Der Psychologe Dan P. McAdams betont, dass Menschen nicht nur ein gutes Leben führen wollen, sondern auch eine gute Erzählung darüber. Wir schaffen Zusammenhänge, indem wir unsere Vergangenheit in Geschichten verwandeln. So entsteht Identität, Sinn und Selbstakzeptanz.
Im Coaching bedeutet das: Wir schreiben unsere Lebensgeschichte neu – nicht entlang von Lebenslauf-Lücken und Stellenangaben, sondern entlang innerer Entwicklungsstufen. Diese Phasen sind meist fünf bis zehn Jahre lang und spiegeln unser persönliches Wachstum wider.
Die sieben Lebensjahrsiebte
In Anlehnung an die Anthroposophie Rudolf Steiners lassen sich diese Entwicklungsabschnitte auch als „Jahrsiebte“ betrachten. Sie beschreiben natürliche Lebensrhythmen, in denen sich Körper, Seele und Geist jeweils neu ordnen – etwa von 28 bis 35 Jahren die Phase der Selbstfindung und von 35 bis 42 Jahren die der Neuorientierung.
Diese Perspektive bietet im Coaching wertvolle Orientierung. Wenn Klientinnen und Klienten ihrem Leben Titel geben – wie „Zeit des Aufbruchs“, „Wurzeln schlagen“ oder „Ankommen im Eigenen“ – entsteht eine neue, versöhnliche Sichtweise. Durch den Blick auf persönliche Stärken und Werte erhält die Erzählung Tiefe, während gleichzeitig spürbar wird: Wir sind nicht auf Abwegen, sondern auf einer reich verwobenen Lebensreise.
In welcher Phase stehst du aktuell?
- 0–7 Jahre – Physischer Leib: Körperliches Wachstum, Entwicklung der Sinne, Zahnwechsel als wichtiger Wendepunkt.
- 7–14 Jahre – Ätherleib: Wachsendes emotionales Erleben, Entwicklung der Lebenskräfte, Beginn der Pubertät.
- 14–21 Jahre – Astralleib: Reifung von Verstand und Gefühlen, Identitätsfindung, Ablösung von elterlicher Autorität.
- 21–28 Jahre – Empfindungsseele: Intensives emotionales und soziales Erleben, Erweiterung des Selbstbewusstseins.
- 28–35 Jahre – Verstandes- oder Gemütsseele (Ich): Phase der Einsicht und Selbstfindung, Klärung der Lebensziele.
- 35–42 Jahre – Bewusstseinsseele: Phase der Entfaltung, Neuorientierung und eventueller Lebensreinigung.
- 42–49 Jahre – Geistselbst: Phase der Einzigartigkeit und selbstgestalteten Lebensweise.
- 49–56 Jahre – Lebensgeist: Phase der Übersicht, Fähigkeit zum Dienst und Teilen von Erfahrung.
- 56–63 Jahre – Geistesmensch: Phase der Intuition, Manifestation der Individualität.
- 63 Jahre und älter – Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod: Akzeptanz der eigenen Biografie, innere Vorbereitung und Lebenssinn
Diese Zyklen können im Coaching genutzt werden, um Lebensabschnitte zu benennen, wertzuschätzen und Fundamente für eine sinnerfüllte Entwicklung zu legen. Jede Phase hat ihre charakteristischen Herausforderungen und Chancen zur Persönlichkeitsentwicklung – alleine das Sichtbarmachen versöhnt oft mit der aktuellen Situation.
Die Magie der Begleitung
Als Coach ist es ein Geschenk zu erleben, wie Menschen diesen wertschätzenden Blick auf ihr eigenes Leben wiederfinden. Es berührt tief, zu beobachten, wie aus Selbstzweifeln Klarheit wird und aus vermeintlichen Schwächen authentische Stärken entstehen. Diese Momente der Erkenntnis sind ein wunderbarer Beweis dafür, dass jeder Lebensweg seinen eigenen Wert und seine eigene Schönheit hat.
Ein Lebenslauf muss kein straffer roter Faden sein. Wenn wir den Blick öffnen und ihn als roten Zopf begreifen – stark, verflochten, vielfältig – entsteht ein authentisches, selbstbewusstes Bild unserer Lebensgeschichte. Genau darin liegt seine Wirkung – im beruflichen Kontext ebenso wie für unser Selbstverständnis.
Ich bin Emily, Recovery-Jobcoach und Übergangsgestalterin und begeistert für die Positive Psychologie. In Coaching, Supervision und Workshops mache ich die Inhalte der Wissenschaft des gelingenden Lebens praxisnah erlebbar und alltagstauglich anwendbar. Hier kannst du gleich deinen Termin für ein kostenfreier Erstgespräch oder einen positiven Austauschplausch vereinbaren:
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