Sollen wir unser so-und-nicht-anders-sein im Lebenslauf verstecken? Du findest diese Frage seltsam? Ich auch und gleichzeitig stellen mir immer wieder Menschen die Frage: kann ich das „so“ schreiben, in meinem Lebenslauf? Natürlich. Sei du selbst.
Neulich in der Autowerkstatt: Ich kaufe neue Scheibenwischerblätter und bitte den Mitarbeiter, auch gleich den Ölstand und den Reifendruck zu kontrollieren. „Einmal den Frauen-Check, bitte!“, ruft er seinem Azubi zu. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mich diskriminiert fühlen sollte. Ist das jetzt ein Klischee? Reduziert er mich gerade auf mein Geschlecht? Doch dann muss ich schmunzeln. Ehrlich gesagt: Er hat recht. Ich habe weder Lust noch Interesse, mich mit öligen Händen unter die Motorhaube zu beugen oder mich mit dem Reifendruck herumzuschlagen. Dafür gibt es schließlich Profis – und ich zahle gern für diese Dienstleistung. Andere Dinge mache ich wiederum mit Leidenschaft selbst: Flipcharts gestalten, meinen Schreibtisch aufräumen oder mit den Kindern wandern gehen. Jeder Mensch hat eben seine Stärken und Vorlieben, ganz unabhängig vom Geschlecht.
Dieses kleine Erlebnis bringt mich zu einer viel größeren Frage, die viele Frauen – insbesondere Mütter – beschäftigt: Sollte ich im Bewerbungsprozess offen damit umgehen, wer ich bin: mit meiner Elternzeit und meinen Kindern? Oder ist es klüger, diesen Teil meines Lebens lieber zu verschweigen, um nicht in eine Schublade gesteckt zu werden?
Das Makel „Mutter“ im Lebenslauf verstecken?
Es ist kein Geheimnis: Mütter haben es auf dem Arbeitsmarkt oft schwerer. Studien zeigen, dass Frauen mit Kindern seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden als kinderlose Bewerberinnen. Noch immer hält sich das Vorurteil, Mütter seien weniger belastbar, häufiger krank oder weniger karriereorientiert. Manche Frauen lassen deshalb die Elternzeit im Lebenslauf einfach weg – aus Angst, im Bewerbungsverfahren benachteiligt zu werden. Beliebt ist auch das Konzept „unpaied carework“ oder das verstecken in Begriffen wie Sabatikal, Selbstorientierungsphase oder familiäre Auszeit.
Doch ist das wirklich der richtige Weg? Ich finde: Nein. Elternzeit ist keine Lücke im Lebenslauf, sondern eine Zeit, in der man Fähigkeiten entwickelt, die in jedem Unternehmen Gold wert sind. Wer Kinder großzieht, weiß, was Multitasking wirklich bedeutet. Wer nachts drei Mal aufsteht und morgens trotzdem pünktlich im Büro erscheint, hat Organisationstalent und Durchhaltevermögen bewiesen. Wer zwischen Kita, Haushalt und Job jongliert, kann Prioritäten setzen und bleibt auch in stressigen Situationen gelassen.
Authentizität statt Versteckspiel
Eltern sind die besseren Mitarbeiter? Natürlich ist das überspitzt formuliert. Aber Elternschaft lehrt uns Verantwortung, Fürsorge, Geduld und Flexibilität – Eigenschaften, die in jedem Team gefragt sind. Und: Viele Eltern erleben die Arbeit als willkommene Abwechslung zum Familienalltag. Sie sind motiviert, engagiert und bringen frische Perspektiven mit. Warum also sollte man diese Erfahrungen verstecken?
Ich bin überzeugt: Wer im Lebenslauf offen mit seiner Elternzeit und seinen Kindern umgeht, zeigt nicht nur Ehrlichkeit, sondern auch Selbstbewusstsein. Es ist ein Statement: „Das bin ich. Das habe ich gelernt. Und das bringe ich mit.“ Wer das nicht akzeptiert, ist vielleicht ohnehin nicht der passende Arbeitgeber.
Natürlich gibt es immer noch Unternehmen, in denen alte Denkmuster vorherrschen. Mit den genauso klischeehaften „alten weißen Männern“ im Vorstand. Aber die Arbeitswelt verändert sich. Immer mehr Arbeitgeber erkennen, wie wertvoll Vielfalt und Lebenserfahrung sind. Wer heute authentisch auftritt, ebnet auch den Weg für die nächste Generation von Müttern – und Vätern.
Mit Klarheit und Selbstvertrauen in die Zukunft
Ob in der Autowerkstatt oder im Bewerbungsgespräch: Am Ende zählt, dass wir zu uns selbst stehen und authentisch bleiben. Es geht nicht darum, sich in vorgefertigte Rollen pressen zu lassen oder Erwartungen anderer zu erfüllen. Viel wichtiger ist es, herauszufinden, was uns wirklich Freude macht, wobei wir aufblühen und was uns Energie gibt. Wer seine eigenen Stärken kennt und weiß, was ihn auszeichnet, kann selbstbewusst durchs Leben gehen – ganz gleich, ob es um den „Frauen-Check“ in der Werkstatt oder ein Vorstellungsgespräch geht.
Diese Selbstkenntnis ist die Grundlage, um mit Überzeugung aufzutreten und für sich selbst einzustehen. Sie hilft uns, im Bewerbungsgespräch nicht nur zu zeigen, was wir können, sondern auch zu prüfen, ob das Gegenüber und das Unternehmen zu uns passen. Denn am Ende ist es eine gegenseitige Entscheidung: Wir bewerben uns nicht nur um einen Job, sondern auch um ein Umfeld, in dem wir wachsen und unsere Stärken einbringen können.
Elternzeit, Kinder, persönliche Erfahrungen – all das gehört zu uns und macht uns einzigartig. Wer das offen zeigt, lebt nicht nur authentisch, sondern inspiriert auch andere, ihren eigenen Weg zu gehen. Und das ist vielleicht die wichtigste Stärke von allen.
Du befindest dich gerade im Bewerbugnsprozess? Dann ist vielleicht das kein-Muster für Bewerbungsunterlagen für dich interessant. Oder mein Kurzcoaching für mehr Selbstbewusstsein in der Berufsorientierung.
Ich bin Emily, Friedensforscherin und Übergangsgestalterin und begeistert für die Positive Psychologie. In Coaching, Supervision und Workshops mache ich die Inhalte der Wissenschaft des gelingenden Lebens praxisnah erlebbar und alltagstauglich anwendbar. Hier kannst du gleich deinen Termin für ein kostenfreies Erstgespräch oder einen positiven Austauschplausch vereinbaren:
Termin vereinbaren (Calendly)
Ich freue mich darauf, dir zu begegnen!
Positiv bleiben? Jetzt zum Newsletter anmelden: