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Von Verwelken bei Kunden und Coaches: Ein ehrlicher Blick hinter die Coaching-Kulissen

Im Coaching erlebe ich das immer wieder: Kundinnen und Kunden kommen zu mir, ausgebrannt, orientierungslos, am verwelken. Und doch sehe ich oft schon zu Beginn ihr Potenzial, ihr mögliches Aufblühen – als wäre es meine Superkraft, Optimismus für andere zu haben. Ich kann mir vorstellen, wie sie in ein paar Wochen wieder strahlen, wie sie neue Wege gehen und ihr Leben in die Hand nehmen.

Doch bei mir selbst? Da fällt mir das gerade schwer. Ich stecke in einer Frustphase mit meiner Selbständigkeit. Die Jobcoachings laufen zwar gut, aber die Bezahlung ist mau. Privatkundinnen? Eher Ebbe. Supervision? Woher sollte jemand wissen, dass ich das anbiete – ich habe es kaum kommuniziert. Gestern hat mich die Kinderbetreuung von einem wichtigen Fachgruppentreffen abgehalten, heute drücke ich mich vor dem Karrieretag des KIT. Ich weiß, ich könnte jetzt Kristin Neffs Selbstmitgefühl anwenden. Ganz ehrlich: ich fühle mich gerade ziemlich… am verwelken. Und ich habe Lust zu meckern.

Warum sehen wir bei anderen so viel klarer?

Das Dual Continua Model von Keys beschreibt, wie Menschen zwischen “Welken” und “Aufblühen” (Flourishing) wandeln – und wie kleine Impulse große Veränderungen anstoßen können. Als Coach sehe ich meine Aufgabe darin, diese Impulse zu setzen, Optimismus zu stiften und Entwicklung zu ermöglichen. Für andere fällt mir das leicht: Ich unterstütze dabei, Stärken zu erkennen, Ressourcen zu benennen, Möglichkeiten auszumalen, Sinnfragen zu erörtern und Wertelandschaften zu erschließen. Für mich selbst? Da sehe ich manchmal nur das, was fehlt, was nicht läuft, was anstrengend ist.

Das ist menschlich. Die Positive Psychologie lehrt uns, dass wir unsere eigenen Stärken oft unterschätzen, während wir bei anderen das Potenzial klarer erkennen. Optimismus ist kein Weglächeln von Problemen, sondern die Fähigkeit, trotz Schwierigkeiten an eine positive Entwicklung zu glauben – auch wenn sie noch nicht sichtbar ist. Für andere kann ich das. Für mich selbst darf ich es immer wieder lernen.

Selbstmitgefühl statt Selbstkritik

Kristin Neff unterscheidet zwischen sanftem und kraftvollem Selbstmitgefühl. Sanftes Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst in schwierigen Momenten freundlich zu begegnen, sich zu trösten. Kraftvolles Selbstmitgefühl hingegen ist die Energie, die uns dazu bringt, Veränderungen anzustoßen, für uns einzustehen und aktiv zu werden. Beide Seiten sind wichtig – und beide darf ich mir gerade zugestehen: Ja, es ist okay, frustriert zu sein. Und ja, ich darf mich fragen: Was brauche ich jetzt, um wieder in die Kraft zu kommen?

Tools aus der Positiven Psychologie: Wege aus dem Tief

Was würde ich mir selbst als Coach raten? Hier ein paar Werkzeuge, die ich mir heute selbst ans Herz lege:

  • Positive Erfahrungen bewusst machen: Ja, ich hatte heute morgen schon eine sehr schöne Yogasession (als Teilnehmende) und ein Coaching mit einem Klienten, der heute seine Zufriedenheit wiederentdeckt hat. Jetzt spielt meine Tochter im Hintergrund Geige und meine Katze sitzt bei mir auf dem Schreibtisch und flauscht rum. Es ist schön hier!
  • Werte und Sinn reflektieren: Was ist mir wirklich wichtig? Ich habe mir die Haltung erarbeitet, dass meine Balance zwischen Kindern und Job wichtiger ist als der absolute Erfolg im Job. Dass ich Vollzeitarbeiten und Alleinerziehendsein kann, habe ich mit schon mal bewiesen. Heute ist mir anderes wichtig.
  • Optimismus üben: Der Tag Morgen wird wieder eine andere Dynamik haben. Nicht alles ist schlecht – manches läuft auch gut. Und ich habe noch nicht alles ausprobiert.
  • Selbstmitgefühl praktizieren: Mich selbst so freundlich und verständnisvoll behandeln, wie ich es mit meinen Kundinnen und Kunden tue. Heute darf ich in völliger Entschleunigung den Tag Tag sein lassen. Da hinten kommt die Sonne raus. Frische Luft tut jetzt sicher gut.

Auch bei Coaches ist manchmal der Wurm drin – und sie dürfen wieder aufblühen

Es ist okay, sich manchmal schlapp und frustriert zu fühlen. Auch als Coach, auch als Optimistin. Entscheidend ist, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen, kleine Schritte zu gehen und sich daran zu erinnern, dass Aufblühen ein Prozess ist – für meine Kundinnen und Kunden genauso wie für mich selbst.

Und vielleicht ist genau das meine eigentliche Superkraft: Zu wissen, dass es wieder besser werden kann. Für andere – und für mich selbst.


Du bis auch gerade frustriert von dem was nicht ganz so läuft, wie du dir das vorgestellt hattest? Ich höre dir gerne zu, oder buche mein Kurzcoaching für mehr Selbstbewusstsein in der Berufsorientierung.


Ich bin Emily, Friedensforscherin und Übergangsgestalterin und begeistert für die Positive Psychologie. In Coaching, Supervision und Workshops mache ich die Inhalte der Wissenschaft des gelingenden Lebens praxisnah erlebbar und alltagstauglich anwendbar. Hier kannst du gleich deinen Termin für ein kostenfreies Erstgespräch oder einen positiven Austauschplausch vereinbaren:

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