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Angehörige, sprecht über psychische Erkrankungen!

Die Gruppenseele stärken

Dieses Wochenende fand in Weingarten/BaWü ein Treffen von Gruppenleitern der Selbsthilfe für und von Angehörigen statt unter dem Motto „Die Gruppenseele stärken“. Es wurde vom Landesverband Baden Württemberg der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. (www.labwapk.de) organisiert und von Klaus Vogelsänger moderiert.

Das Treffen war wertschätzend und wertvoll. Ich bin beeindruckt von dem Engagement und der Beharrlichkeit, mit der Menschen ihren Beitrag leisten. Sie gestalten für Angehörige Räume für Austausch, gegenseitige Stärkung und Ermutigung.

Selbsthilfe hat viele Facetten

Psychische Erkrankungen wir Schizophrenie, Bipolare Störungen, Psychosen und auch Suizid werden von den Angehörigen noch oft verschwiegen. Sie fühlen sich stigmatisiert und ein offener Umgang mit dem Krankheitsbild des Angehörigen ist nicht selbstverständlich.

Andere Krankheitsbilder wie Burnout, Mobbing, Depression, Ängste oder Süchte sind hingegen schon „salonfähiger“ geworden. Man spricht darüber und sie sind medial präsent. Die Angehörigen suchen Unterstützung, fühlen sich aber in den Gruppen für Angehörige mit „richtigen“ psychischen Erkrankungen nicht unbedingt wohl.

Es gibt ein Kontinuum bei den Krankheitsbildern und auch ein Kontinuum bei der Betroffenheit der Angehörigen. Ist ein Kind erkrankt, leiden die Eltern oft stärker mit. Die Erkrankung wird zum Mittelpunkt der Lebensgestaltung, das Kind wird nie flügge. Ist der Partner oder die Eltern betroffen fallen Distanzierung und Selbstfürsorge leichter.

Gruppenleiter in der Selbsthilfe leisten einen sensiblen Spagat zwischen den Anforderungen und Themenfeldern, die in Gruppen angesprochen werden. Die Teilnehmer sprechen über Krankheitsbilder der erkrankten Personen, tauschen sich über Hilfsstrukturen aus. Die Angehörigen bekommen Raum und Zeit, ihre Sorgen auszusprechen und Hilfe in akuten Krisen. Die Gruppe stärkt langfristig.

Leitung oder Begleitung von Angehörigen?

Das Treffen des LVBWApK adressierte diese Themen und wir probierten mit didaktische Tools aus, wie wir die heterogene Gruppe gestalten können. Besonders beeindruckt hat mich eine Aufstellung, in der wir die Begriffe „Leitung“ und „Begleitung“ dargestellt haben. Das hat verdeutlicht, was Selbsthilfegruppen sind: Treffen von Menschen, die sich in ähnlicher Herausforderung befinden. Man lernt miteinander und voneinander die persönliche Situation zu reflektieren, zu tragen und seinen persönlichen Umgang damit zu finden. Die Gruppenleitungen sind selbst auch Angehörige und Teil der Gruppe.

Gruppenleitungen aus den Ehrenamt haben aber auch ihre (Belastungs-)Grenzen. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, die Moderation der Gruppe auch an andere Gruppenteilnehmer weiterzugeben. Die Nachfrage nach Supervision ist hoch und strukturelle Angebote fehlen.

Angehörigen-Gruppen für junge Menschen

Wie diskutierten auch, ob Gruppen für Angehörige mehr Struktur brauchen, nach Krankheitsbildern, Verwandtschaftsverhältnis zur kranken Person oder nach Alter der Angehörigen. Die Antwort war klar: Die Gruppen der Selbsthilfe sind für alle offen, gerade der Austausch über Grenzen hinweg erweitert Perspektiven.

Fakt ist aber auch, dass junge Menschen sich selten in den Gruppen der traditionellen Selbsthilfe wiederfinden. Die Selbsthilfe hat ein etwas verstaubtes Image und erreicht nicht alle Angehörigen. Wie sollten Gruppen gestaltet sein, damit sie für jüngere Angehörige attraktiv sind?

Tabu zum Thema machen

In Deutschland sind jedes Jahr, über 25 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17 Millionen betroffenen Personen, die wiederum einen, zwei oder mehr mitbetroffene Angehörige haben. Mein Wunsch ist es, darüber zu sprechen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass Mitmenschen und Vorgestzte psychische Erkrankungen im Leben und am Arbeitsplatz ernst nehmen, ein Verständnis für die Rolle eines Angehörigen entwickeln und psychologische Sicherheit wieder hergestellen. Macht das Tabu zum Thema, schafft Vertrauensräume. Sprecht darüber, wie es gelingt, mit schwierigen Herausforderungen im Leben umzugehen und wie wir daran wachsen.

Ich persönlich bin Angehörige einer Person, die mit einer psychischen Erkrankung lebt. Ich bin durch mein Tal gegangen. Auf meinem Weg habe ich viele liebe Menschen kennen gelernt, die mir geholfen haben, wieder zu mir selbst zu werden. Die größte Hilfe war mir die Positive Psychologie, durch die ich den Fokus wieder darauf lenken konnte, was gut ist. Ich habe das Negative wahrgenommen und reguliert aber AUCH das Positive wieder gesehen.

AUCH das Positive sehen

In meiner Rolle als Angehörige habe ich viel über mich, meine Mitmenschen und unsere Gesellschaft gelernt. Heute unterstütze ich selbst Menschen im Coaching, ihren Fokus auf das Positive zu stärken. Meine Vision ist es, Gruppen zu gestalten, in denen Menschen gemeinsam die Leichtigkeit, Kreativität und Freude am Leben wieder wecken.

Warst du schon in der Rolle, Angehörige eines Menschen mit psychischer Erkrankung zu sein? Wie hast du es geschafft, deinen Fokus, dein Selbstmitgefühl und deine Stärken zu schützen?

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