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Probleme feiern und angehen

Das, was wir als Probleme wahrnehmen, sind Aufgaben, die uns das Leben stellt. Aufgaben, die von uns gelöst werden möchten. Im Rückblick wird das Problem sogar für irgendetwas gut gewesen sein. Meistens für persönliches Wachstum. Wenn Probleme unser Dünger für Wachstum sind, warum will sie dann keiner haben? Ich plädiere hier für ein Refraiming des Begriffs. Das, was wir als Probleme wahrnehmen, sind Herausforderungen. Gelegenheiten, um Lernerfahrungen zu machen. Wachstumsquellen.

Zum Glück habe ich so viele Probleme!

Es fängt schon morgens an. Problem: Katzenklo stinkt. Das Leben hat mir die Aufgabe gestellt, es sauber zu machen. Und schon ist es erledigt, ohne dass ich die Zeit habe, über das Problem zu lamentieren. Der Tag geht weiter mit dem Problem, dass ich keinen Plan habe, was ich heute schreiben soll. Das Leben möchte mich wohl darauf hinweisen, dass ich schon länger keine Auszeit von meinem Computer gemacht habe. So gehe ich laufen und dabei kommt mir die Idee für den nächsten Blogartikel.

Mittags stehe ich wie so oft vor dem Problem, was ich den Kindern schon wieder kochen soll. Meine Tochter will mit meinem Problem nichts zu tun haben und sagt „Pfannkuchen“. Ich entscheide mich, mein Problem nicht zu ihrem zu machen und koche aus Gemüseresten und Kartoffeln ein improvisiertes Gericht. Die Aufgabe, mal wieder einkaufen zu gehen nehme ich wahr und löse den ersten Teil des Problems, indem ich meinen Einkaufszettel während des Kochens im Kopf komponiere.

Es gab auch Zeiten, da hatte ich „richtige“ Probleme. Wie z.B. als ich in einem Job feststeckte, von dem ich eigentlich schon wusste, dass er mir nicht passte und ich es sehr problematisch empfand, dort galant rauszukommen. Die Aufgabe, mich einem unangenehmen Gespräch mit meinem Chef zu stellen wollte ich längere Zeit nicht annehmen und ich habe mich erst mutig genug gefühlt, nachdem ich die Situation in einem Coaching durchgespielt hatte. Das Wachstum das daraus entstanden ist, spüre ich dafür noch heute.

Das Leben wäre langweilig ohne Probleme

In Zeiten, in denen alles glatt lief, in denen alles seinen Platz hatte und ich mit Alltagsroutinen gut beschäftigt war, war ich aber nicht zufriedener, als in Problemphasen. Ich habe mir in meinen Jobs – und auch privat – immer neue Herausforderungen gesucht, mir damit vielleicht auch Probleme eingehandelt. Und sie haben mich beflügelt, Energie gegeben, meinem Leben eine Richtung und einen Sinn.

Heute als Coach stellt mir das Leben wieder andere „Probleme“ in den Raum: Wie finde ich Kunden? Bin ich schon gut genug in dem was ich tue? Werde ich mich bald vom Coaching finanzieren können? Spannenderweise nehme ich diese Herausforderungen nicht mehr als Probleme wahr, sondern als Aufgaben. Je mehr desto besser. Wenn sie miteinander verknüpft sind, noch besser. Und je intensiver ich wahrnehme, wie viele Kleinst-Probleme ich jeden Tag löse, desto mehr wachse ich in meine neuen Aufgaben hinein.

Und wenn ich erst an die Probleme denke, die daraus entstanden sind und entstehen werden, dass ich bald einen Workshop über Positiven Psychologie moderieren werden oder als Speakerin einen Abend gestalte und dass ich immer mehr InteressentInnen für meine neue Supervisionsgruppe finde… da wird mir gleich ganz feierlaunig. Was da wieder für eine Menge kleiner Probleme gelöst werden will – wunderbar!

Probleme im Coaching entwirren

Bei meinen KlientInnen beobachte ich, dass sie mit einem Knäul von Problemen zu kämpfen versuchen, die sich gegenseitig blockieren. Das Leben hat zur gleichen Zeit zu viele teils sehr unterschiedlichen Aufgaben gestellt. Menschen fühlen sich überfordert und planlos, wie und in welcher Reihenfolge sie ihr Knäul lösen können. Oft werden die kleinsten Probleme unlösbar, weil das eine große Problem immer blöd im Raum steht und glotzt. Als Coach unterstütze ich dabei, die Baustellen zu differenzieren und die Kraft, die aus der Erledigung einer kleine Aufgabe entsteht, für das Angehen der nächsten zu nutzen. Wachstum durch das Lösen eines Problems bedeutet auch immer ein Wachstum des Selbstvertrauens, des Vertrauens in die eigene Handlungsfähigkeit und Lösungskompetenz.

So gesehen ist es toll, wenn KlientInnen mehrere kleine und große Probleme mitbringen. Das Lösen der kleinen Aufgaben produziert Lernerfahrungen, die für die Bewältigung größerer Aufgaben genutzt werden können.

Feiere, wenn dein Leben aus „Problemen“ besteht!

Leben ist Einstellungssache. Oder wie Viktor Frankl es sinngemäß ausdrückt: In unabänderlichen Situationen hast du immer noch die Freiheit, deine innere Haltung zu ändern. Wenn dir deine Probleme zu viel oder zu groß erscheinen, ist es vielleicht an der Zeit, deine Probleme als Aufgaben zu verstehen, die dir das Leben stellt. Diese Aufgaben zu sortieren und anzugehen bedeutet wieder zu lernen, zu tun, was von dir getan werden möchte.

Wie fühlt es sich an, wenn du nicht unter Probleme leidest, sondern sie feierst? Lasst uns tanzender Weise die Aufgaben angehen, die das Leben uns stellt!

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