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Landkarten im Coaching

Es gibt Klienten, da bin ich geneigt ein „ja das kenne ich“ zu formulieren. Unsere Interpretationen des Welt, unsere Landkarten, sind alle unterschiedliche, trotzdem findet man allzu oft Gemeinsamkeiten. Es gibt aber auch KlientInnen, deren Landkarten so was von anders sind, dass man als Coach nur staunt. Da rutscht mir schon mal ein „glaubt dieser Mensch sich das wirklich selbst?“ durch die Synapsen.

In der Ausbildung habe ich gelernt, dass meine Landschaft und meine Landkarte in der Coach-Rolle irrelevant sind, was zählt sind die des Klienten oder der Klientin. Und es ist Teil meines Auftrags, als Coach den Klienten beim Hinterfragen oder Neujustieren seiner Interpretation des Wirklichkeit zu unterstützen. Gleichzeitig kommen auf meiner Landkarte viele Konzepte, empirische Studien und Übungen aus des Positiven Psychologie vor, von denen ich selbst erfahren habe, dass sie gut tun. So ist es doch immer auch ein Versuch, Menschen dahin zu führen, Kontinente meiner Welt zu besuchen.

Die Landschaft wird bunter

Mit einem Klienten, habe ich über Konstruktivismus gesprochen. Die Geschichte mit dem Hammer (In: Paul Watzlawick 1983: Anleitung zum Unglücklichsein) kannte er schon, aber das Bild von Landkarte und Landschaft war ihm neu. Unter der Prämisse, dass Menschen nicht nur den glücklichen Augenblick suchen, sondern auch eine gute Erzählung über ihr Leben wollen (einer Prämisse aus meiner Landkarte), sprach ich mit dem Klienten über noch so kleine Dinge, Momente und Begegnungen in seinem Leben, die für ihn gut waren. Wir verbrachten Sitzung um Sitzung damit, kleine Puzzelstücke zu finden. Es gab Höhen und Tiefen im Prozess und viele kleine Schritte, die seinen Fokus veränderten.

Die Landkarte, die Erzählung über sein Leben, war zu Beginn dieses Coaching sehr monoton. Das Leben als Rückzug, Momente des Scheiterns, Verletzungen aus der Kindheit, immer präsente Ängste, Energielosigkeit und geringer Handlungsspielraum. Im Coaching erweiterten wir seine Landkarte, indem er in seiner Landschaft Ereignisse, Erinnerungen und Stärken fand, die in seiner Erzählung über seine Vergangenheit, seiner Leidensgeschichte, bisher nicht vorgekommen waren. Auf unserer Reise hat er in seiner Erinnerung schöne Phasen in seiner Kindheit und fürsorgende Bezugspersonen wiedergefunden. Lustige Kinderstreiche und Jugend-Abendteuer. Es tauchten immer mehr Menschen auf, die ihn mochten und mögen, wie er ist. Auch berufliche Episoden in denen er Sinn und Wertschätzung erfahren hat. Zwischendurch spielten wir Karten oder machten Achtsamkeitsspaziergänge um die Erinnerungen mit neuen schönen Momenten zu füllen.

Die Landkarte, die er so viele Jahre gepflegt hat, ist noch dominant. Innere Landkarten zeichnen sich nicht auf die Schnelle am Reißbrett. Sie wachsen und verändern sich mit Fokus und Erfahrung.

Landkarten sind veränderbar

Im Coaching erkundet man Landkarten und versucht, die Landschaft dahinter zu erahnen. Manchmal findet man Heuristiken, die aus der Erzählung über das eigene Leben entstanden sind, die nicht gut tun und das Vorankommen bremsen. Durch das Gespräch über die guten Aspekte des Lebens können andere Erinnerungen wieder aktiviert werden. Auch das Sammeln neuer Erfahrungen bereichert die Landkarte. Daraus dürfen dann wieder neue Handlungsoptionen, Motivationen und Mut für neue kleine Schritte entstehen.

Jeder Mensch hat seine eigene Interpretation der Wirklichkeit, er sieht die Landschaft mit seinen Augen und hat trotzdem die Freiheit zu entscheiden, wohin er schaut und was Teil seiner Erzählung über sein Leben sein soll und in welchen Farben und Formen er seine Landkarte zeichnet.

Ein Gedanke zu „Landkarten im Coaching“

  1. Pingback: Rückblick zur Zeitumstellung - Emily Haeusler - Coaching

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