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Rheinmarathon mit Positiver Psychologie

Stelle dich den Aufgaben, die das Leben dir stellt. Mit dieser Haltung bin ich auf die Anfrage, beim Rheinmarathon mitzurudern, eingegangen. Ich war dabei und unser Boot hat in seiner Startgruppe den dritten Platz erreicht. Wir haben uns den dritten Platz errudert. 43 km rheinabwärts von Leverkusen nach Düsseldorf, bei bestem Wetter am Start, viel Schiffsverkehr und mit Wasser im Boot, zeitweise mit schönstem Sonnenschein und glattem Wasser, aber auch mit heftigen Gegenwind und Wildwasser in den Rheinwindungen kurz vor dem Ziel. Es war abwechslungsreich und kurzweilig. Wäre ich ohne die Positive Psychologie mitgerudert?

Positive Psychologie ist erlebbar

Aufmerksamkeitsfokussierung

Nichts anderes ist in dem Moment mehr relevant. Das ganze Event war ein Showlauf der guten Organisation. Vom Boote Verladen am Vortag, Abfahrt in Karlsruhe gestaffelt in drei Bussen, Boote in Leverkusen vorbereiten, Übernachtung im Bootshaus Düsseldorf, bis zum Shuttelbus am nächsten Morgen. Es war Zeit für Gespräche übers Rudern, Geschichten über die Vorerfahrungen von anderen zuzuhören und gegenseitiges Kennenlernen. Wer wir in anderen Rollen sind, war auf der Anreise nicht relevant, erst beim Abendessen ging der Fokus etwas vom Rudern weg, aber dann war es auch schon Zeit, sich in der Sardinenbüchse in den Schlafsack zu legen und auf Schlaf zu warten.

Am Nächsten Morgen, angekommen am Startort, waren die Entscheidungen, welche Handschuhe und wie viel Kleidung man braucht getroffen und plötzlich war nichts mehr da außer der Moment: Startnummer 42 wird aufgerufen. Boot ein paar Meter tragen, auf den Rollwagen, runter zum Steg, noch drei Boote vor uns. Dann sind wir daran. Ablegen, ein paar Schläge rheinaufwärts. Stemmbretter festziehen. Los. Rheinkilometer 695. Der Rhythmus ist schnell gefunden und unsere Steuerfrau sagt an: der erste Kilometer ist geschafft – die ersten Kilometer sind geschafft – 10% der Strecke sind geschafft. Motivationsgesang unter eine Brücke. Gegenverkehr. Ein Tanker spült uns eine große Welle ins Boot – nass – weiter rudern. Eigentlich schön erfrischend, es ist etwa 10:30 Uhr und die Sonne kommt raus.

Positives trotzdem wahrnehmen

Ab Kilometer 20 fing mein rechtes Bein an taub zu werden. Es war noch aushaltbar und ich konnte mich auf einem ruhigen Rheinabschnitt dadurch ablenken, dass ich die schwebenden Adler über den Platanen am Ufer beobachtete. Ein Ruf von unserer Steuerfrau „lange Welle von Backbord“ holte meine Konzentration schnell wieder ins Boot. Bei 30 Kilometern fangen meine Hände an, sie zu melden. Ich spüre, dass sich Blasen gebildet haben, die bei jedem Schlag ein kleines Signal senden. Da kam ich auf die Idee, Positives wahrzunehmen: Auch wenn Gesäß, Kniekehlen und Hände schmerzen, ich bin ja nicht nur das. Mein Rücken ist stark. Meinen Armen geht es gut, ich habe noch Kraft. Meine Beine sind auch einverstanden, dass ich noch etwas mehr Druck gebe und bei jedem Zug, sehe ich an den Verwirbelungen des Rheinwassers beim Ausheben, dass ich ordentlich Kraft umsetze.

Bei Rheinkilometer 726 die Ansage: noch 12 km – das ist weniger als ein abendliches Training im Rheinhafen Karlsruhe. Aber verdammt viel, wenn man schon seit zwei Stunden am Rudern ist. Und noch mehr, wenn Gegenwind einsetzt, der das Wasser kraus werden lässt. Unsere Steuerfrau gibt alles um uns zu stärken, unsere Motivation hoch zu halten und inzwischen sind alle Schmerzen egal, das Ziel ist so nah. Nochmal eine wilde Schaukelei im den Wellen des Lastschiffverkehrs und nur noch der Gedanke: gleich ist es geschafft. Aus den Augenwinkeln nehme ich die vor uns angekommenen Boote wahr, die schon am Steg sind. Dann das Hupsignal, wir haben KM 738 erreicht.

Wenn nichts mehr geht, geht es weiter

Kurze Trinkpause. Ich möchte aufhören und runter von dem hölzernen Rollsitz, meine Beine wieder spüren. Aber zunächst heißt es langsames Ausrudern. Wir treiben unter der Eisenbahnbrücke Neuss-Düsseldorf hindurch, Wende und rheinaufwärts zurück zum Steg. Eine unendlich lange viertel Stunde, die auch vergeht und als mir der nette Helfer am Steg die Hand reicht, bin ich froh, erleichtert und erstaunt, dass meine Beine mich noch tragen.

Ein gutes Team auf und am Rhein

Nicht nur auf dem Wasser, auch bei dem was danach kommt sind wir ein gutes Team: Das Boot zurück zum Anhänger bringen, abriggern, Material verstauen, das Team läuft rund und intuitiv findet jede ihre Aufgabe.

Dann durch das Gewusel zufriedener Menschen den Weg zur Dusche finden, ein Düsseldorfer Alt, etwas Essen und – ja es ist wahr – wir steigen mit unseren 2:43:23 aufs dritte Siegertreppchen unserer Startgruppe! Auch auf der Heimfahrt und bei wieder Aufbauen der Boote ist die gesamte Mannschaft zwar platt aber tatkräftig und alles läuft seinen Gang, bis kurz vor Mitternacht jede und jeder in seine Richtung wieder aufbricht.

Nach dem Schmerz kommt der Stolz

Ich bin wieder zu Hause in der Stille meiner Wohnung und freue mich auf mein weiches Bett. Ich war dabei und ich weiß nicht mehr, wann genau der Flow eingesetzt hat. Es war ein Zustand des reinen Erlebens von der Anfahrt bis zur Ankunft auf der Reise und von Beginn bis Ende des Marathons selbst. Beim Einschlafen spüre ich noch die Wellen unter mir und bin stolz darauf, dabei gewesen zu sein.

Danke Ruderclub Germania Düsseldorf, für die sagenhafte Organisation, das Helferaufgebot und die tolle Unterbringung und Verpflegung. Und danke Karlsruher Rheinclub Alemannia und Team „Blaues Wunder“ dass ihr mich mitgenommen habt!

Was das Leben reichhaltiger macht

In meinem Fall und für diesen Moment ist es eine erste Teilnahme am Rheinmarathon, der Abwechslungsreichtum in mein Leben bringt. Allgemeiner gesprochen ist es eine neue Erfahrung verbunden mit Neugier, das Erlebnis an sich und die schönen Bilder, die ich in die Scheunen meiner Erinnerung parke und die abrufbar bleiben. Sie werden mir Energie für die nächsten Abendteuer liefern!

Ein Gedanke zu „Rheinmarathon mit Positiver Psychologie“

  1. Pingback: Kommst du mit mir Rudern? - Emily Haeusler - Coaching

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