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Positive Psychologie als Haltung

Gestern Abend durfte ich beim Stadtchapter Karlsruher der International Coaching Fedaration (ICF) die Positive Psychologie vorstellen. Zusammen mit den Teilnehmern sind wir auf eine Reise zu den Ursprüngen gegangen und haben erlebt, wie die empirisch untersuchten Konzepte auf die Coachingpraxis übertragen werden können.

Das Positive Wahrnehmen

Als Einstieg habe ich eine Imaginationsübung gewählt: wann hattest du zuletzt ein Erlebnis, von dem du heute sagst: „darauf bin ich stolz“ oder „das hat gut getan“. Die Teilnehmer berichteten von Erlebnissen, in denen sie in echtem Kontakt zu anderen Menschen waren sowie von Momenten, in denen sie über sich heraus gewachsen sind. Diese Grundstimmung hat dazu beigetragen, die Alltagsgedanken des Feierabends beiseite zu legen und die Neugier auf meinen Vortrag zu richten.

Geschichtliche Einordnung

Die Positive Psychologie ist als Wissenschaft relativ jung. Die Konzepte sind schon in der humanistischen Philosophie zu Hause und sie sind gewissermaßen Alltagswissen über das Menschsein. Was seit den 1990er Jahre neu ist, ist dass empirisch untersucht wird, was gelingendes Leben ausmacht. Die universitäre Forschung setzt sich damit auseinander und fast im gleichen Zuge findet die Übertragung der Forschungsergebnisse auf die Coachingpraxis statt.

Im Unterschied zur Tiefenpsychologie (Freud/Jung) und Individualpsychologie (Adler), die sich nach den Ursachen von psychischen Problemen orientieren, fragt die Positive Psychologie danach, was psychisch gesund macht und hält. Sie steht damit eher in der Tradition des Höhenpychologie (Viktor Frankl), die Fragen nach dem Sinn im Leben stellt.

Blickt man auf dem Zeitstrahl von den Anfängen des Psychologie in den 1930er Jahren weiter, findet man in den 1970ern die Systemik und das NLP. Hier wandte sich die „psychologische Beratung“ ab von der Problemorientierung und setzte mit der Frage nach dem „was willst du stattdessen“ den Fokus auf die Lösungsorientierung. Die Positive Psychologie erweitert das Spektrum seit den 1990er Jahren um eine Wachstumsperspektive. Coaching will nicht nur als das Mittel zum Zweck zum Lösen von Problemen verstanden werden, sondern ganzheitlicher: als Raum und Rahmen um Menschen zu ihren Potentialen, Stärken und Wachstumsressourcen zu begleiten.

Einige Kerngedanken

Für den Vortrag habe ist einige Konzepte aus der Themenwelt der Positiven Psychologie herausgegriffen, die ich den Teilnehmenden vorgestellt habe:

  • Flourishing (C. Keys)
  • Subjektive Wohlbefinden (Ed Diener)
  • Macht positiver Emotionen (B. Fredrickson)
  • Signaturstärken im Coaching (Seligman/Peterson)
  • Die Nährstoffe für einen gesunden Geist (Dan Siegel)

Haltung als Coach

In der Integration habe ich versucht darzustellen, was diese Konzepte für einen Einfluss auf meine Haltung als Coach haben, indem sie meine Grundannahmen über das Menschsein prägen:

  • Alle Menschen haben einen gesunden Kern. Diesen gilt es wieder zu entdecken.
  • Jeder Mensch hat Emotionen. Da die Wahrnehmung von positiven Gefühlen die Perspektive erweitert, ist es für mich im Coaching wichtig, mit dem Klienten wieder Raum für Schönes zu schaffen. Anstatt verbissenen in die Job- oder Lösungssuche zu gehen, lohnt es sich, sich selbst zu erlauben zu genießen und sich bewußt zu machen, was „außerhalb des Problemraums“ gut läuft.
  • Jeder Mensch hat viele Stärken. Unsere charakterprägenden Stärken sind uns oft so selbstverständlich, dass es uns schwerfällt sie als etwas Besonderes zu benennen. Im Coaching ist es deshalb auch meine Aufgabe, mit dem Klienten zusammen herauszufinden, in welchen Stärken für ihn die Energie- und Motivations- und Leichtigkeitsquellen liegen.
  • Menschen sind mehrdimensional. Auf der mentalen Ebene gibt es Nährstoffe für einen gesunden Geist – um welches Anliegen es auch immer geht, die Betrachtung des Menschen in seiner ganzheitlichen Lebensgestaltung ist lohnenswert. Oft finden sich dabei Schlüssel zu Werten, Motivationen und Sinn aber auch Ansatzpunkte für die ersten kleinen Schritte.
  • Wir Menschen sind zukunftsorientierte Wesen. Martin Seligman prägte den Begriff „homo prospectus“. Wichtiger als smarte Ziele zu formulieren ist es für mich, die Fähigkeit im Klienten wieder zu wecken, sich überhaupt ein gelingendes, zufriedenes und abwechslungsreiches Leben zu imaginieren. Als Coach führe ich meine Klienten über Ressourcen aus der Vergangenheit, ihre Stärken und Wünsche in ihre persönlichen Möglichkeitsräume, die dann als attraktive selbsterfüllende Prophezeiungen wirken dürfen.

Eine Klammer um das Ganze

Im Vortrag beim ICF Stadtchapter Karlsruhe wollte ich in Kürze zusammen fassen, welche Bedeutung die Positive Psychologie für mich und meine Arbeit als Coach hat. Ich konnte eigene Coaching-Beispiele anbringen und Tools aus dem PP-Repertoire weitergeben. Aus dem Feedback der Teilnehmer entnehme ich einerseits, dass vieles von dem, was ich aus der PP kenne auch in anderen Ansätzen zu Hause ist. Andererseits wurde mir gespiegelt, dass mein Vortrag eine stimmige Klammer um das Ganze mache und ganz grundlegend auf die Frage antwortet, was Coaching sein sollte: Menschen dabei zu unterstützen, (wieder) ein wachstumsorientiertes, gutes, sinnvolles und abwechslungsreiches Leben zu führen.

Ein Gedanke zu „Positive Psychologie als Haltung“

  1. Pingback: Rückblick zur Zeitumstellung - Emily Haeusler - Coaching

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