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Coachingprozess als Segelturn

Coaching ist wie eine Reise, die unsere KlientInnen in unterschiedliche Landschaften führt. Ich setze den Rahmen, gebe Impulse, mache manchmal auf Vorschläge, wohin wir abbiegen könnten. Aber was der Klient besprechen möchte und zu welchem Zeitpunkt entscheidet er selbst. Manchmal bewegt sich der Coachingprozess in Schleifen und es entsteht der Eindruck dass sich nichts tut oder es „passieren“ Erkenntnisse oder Erlaubnisse die in Sekunden viel verändern. In meinem Supervisorinnen-Hirn entsteht noch etwas anderes: Den Gesamtprozess in den Blick zu nehmen und dem Klienten zu spiegeln, um gemeinsam zu betrachten, wo der Klient steht oder was einen Wundermoment möglich gemacht hat.

…bis Offensichtliches sich zeigen darf

Schon in einer der ersten Sitzungen spricht meine Klientin über ungeöffnete Briefe und das bleibt erstmal so stehen. Die emotionale Aufarbeitung des letzten Jahre beginnt. Zugehört werden, stolz auf die Schritte sein, die schon geschafft sind. Stärken wahrnehmen und besser kennen lernen. Dann die Orientierung in die Zukunft: wir erfinden eine Insel und verlegen unser Coaching dorthin. Meine Klientin beginnt den Fokus nach vorne zu richten, Ideen zu haben und Pläne zu machen.

Und dann die Katharsis: Tränen und ein Eingeständnis, dass da noch etwas ist, was mit den ungeöffneten Briefen zu tun hat. Ein „Dossier“, dass unbearbeitet ist, nicht abgeschlossen und Angst vor der Fortsetzung lauert in den ungeöffneten gelben Briefen. Scham vor dem eigenen Versagen mischt sich mit einem Opfergefühl. Als ich das kleine Angebot mache, die Briefe mit ihr gemeinsam zu öffnen strahlt eine kleine Erleichterung auf. Ein simples „das kriegen wir hin“ ermutigt sie. In der folgenden Sitzung liegen die Briefe auf dem Tisch. Ein Telefonat und einen Brief später ist der Monster aus dem gelben Brief nur noch eine Erinnerung und die weiteren (auch nicht leichten) Schritte sind wenigstens klar.

Selbstwertschätzung und Visionen als Kraftquelle um Anker zu lichten

Wir rekapitulieren gemeinsam was bisher geschah: Der Coachingprozess begann mit einem Angebot. Sich fallen lassen, emotional wieder stabil werden. Über Stärken sprechen und die passenden Segel für den aktuellen Wind setzen. Und gerade als sie los segeln wollte, merkte sie, dass da noch mehrere Anker im Morast festhängen, die sie aus eigener Kraft nicht gelichtet kriegt. Der vertrauensvollen Raum des Coachings hat ihr Mut und Zuversicht gegeben unter die Wasseroberfläche zu schauen.

In der folgenden Sitzung liegen drei Schubfächer Unterlagen auf dem Tisch. Während die Klientin emsig sortiert in Ablage und Anker telefoniere ich mit der Stelle, die für den nächsten Anker verantwortlich ist. Auch dieser kann aus dem Untergrund gelöst werden, lichten wird sie ihn selbst. Und ich schaue einer Frau hinterher, deren Boot sich bald in Bewegung setzt, die ihre Stabilität und ihre Selbstwertschätzung wieder findet und mit Sicherheit in ein tolles neues berufliches Projekt starten wird.

Coachingprozess als Individuelle Entdeckungsreise

Ich berichte über dieses Beispiel vereinfacht und so anonym wie möglich. Jeder Fall ist individuell und unterschiedlich in Intensität und Dauer. Trotzdem sehe ich Strukturen die immer ähnlich sind: Löcher im Boot ausmachen, Stärkensegel setzen, Zielinseln visionieren, Anker lichten, Fahrt aufnehmen.

Und das gilt nicht nur für einen Coachingprozess in einer Lebenskrisen. Auch in der Arbeitswelt, im Aufbau von neuen Projekten und beim Herangehen an Herausforderungen kann dieses Vorgehen helfen:

  • Was läuft offensichtlich schief?
  • Wo liegen meine Stärken und Ressourcen?
  • Was ist mein Ziel, wo bin ich, wenn ich mein Ziel erreicht habe?
  • Gibt es Dinge, die mich ausbremsen, die mich daran hindern loszulaufen?
  • Was brauche ich, um diese Anker zu lichten?
  • Loslaufen + in Fahrt kommen.

Und das tolle daran: es darf sogar Spaß machen!

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