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Glückwunsch zur Kündigung

Neulich traf ich eine Freundin, die euphorisch verkündete, sie werde kündigen. Oh. Mein erste Gedanke war „herzlichen Glückwunsch“. In den letzten Monaten, hatte sie sich verändert. Ich sah sie seltener, sie war meistens etwas gestresst und nicht mehr so gelassen wie früher. In ihrem Bericht fanden sich viele Anzeichen von einem beginnenden Burnout wieder. Sie fasst es zusammen mit „in diesem Job bin ich einfach nicht mehr ich selbst“. Die Kündigung scheint hier eine Erlösung zu sein.

Was sie berichtet

Ihr Chef sei so ein Mensch, der bewirkt, dass sie sich klein fühle, wie eine Praktikantin. Er suggeriere, dass die Vorstellungsgespräche und ihre Berichte über ihre vorher selbständige Arbeit ihn haben anderes Engagement erwarten lassen. Sie schloss: die Arbeit für den Arbeitgeber sei einfach nicht ihre, es liege ihr nicht am Herzen, sich dort zu engagieren.

Und in der Tat, tat sie sich schwer mit dem Aufgaben, die ihr zugeteilt wurden, und die prüfend kontrolliert, korrigiert und kritisiert wurden. Die Aufgaben lagen nicht passgenau in ihrem Kompetenzprofil und so schlichen sich Fehler ein, ihre Konzentration sei bald von dem Gedanken gefangen gewesen, wie sie da wohl wieder rauskomme. Am liebsten wäre ihr, ihr wäre gekündigt worden.

Was ich beobachte

In erste Linie war es der soziale Rückzug, Anzeichen von Stress und im Wording Durchhalteparolen. „Ich kann das doch nicht gleich wieder hinschmeißen, ich muss dem doch wenigsten noch etwas Zeit geben“. An Freitagen, den freien Tagen im Teilzeitangestelltenverhältnis traf ich sie entweder euphorisch für ein andere Tätigkeit oder gedämpft in einer „ich will nur meine Ruhe haben Stimmung an“. Dazu kamen Infekte und Krankschreibenden gleich in der ersten Wochen des neuen Jobs, was ihr schlechtes Gewissen dem neuen Arbeitgeber gegenüber nicht besser machte.

Eine mutige Entscheidung

Wenn etwas in unserem Leben nicht stimmt, reagieren Geist und Körper. Es ist wichtig die Anzeichen zu erkennen und zu handeln, bevor es zum Ausbrennen kommt. Es ist ein hohes Gut, in Einklang mit sich selbst die Aufgaben anzunehmen, die das Leben uns stellt. Manche Situation sind dabei unabänderlich, dann kommt die Arbeit an der inneren Haltung ins Spiel. Andere Situationen sind veränderbar und dann dürfen wir uns auch die Erlaubnis geben zu handeln.

Ich finde die Entscheidung, nach drei Monaten in einem Angestelltenverhältnis zu kündigen, mutig. Sich selbst einzugestehen, dass es nicht die Aufgabe war, die einen gelockt hatte, sondern die Sicherheit eines festen Gehalts und die Aussicht auf Stabilität. Das sind wichtige Ziele in einer unsicheren Welt, gerade wenn man Kinder hat und das nächste Monatsende mit all seinen Rechnungen kommt. Widmet man sich aber nur aus diesen Gründen Aufgaben, für die man nicht selbst brennt, kann das in die Falle führen. In eine Falle für die eigenen Gesundheit.

Was tun mit der Freiheit?

Jetzt beginnt für meine Freundin ein neuer Weg, sie knüpft an ihre vorherige Selbständigkeit an und wird mit Sicherheit mit Abstand sagen können, wozu dieser Ausflug zu einem festen Arbeitgeber für sie wichtig gewesen sein wird. Vielleicht um die Freiheit ihrer Selbständigkeit wertzuschätzen. Oder vielleicht konnte sie auch konkrete Skills erwerben, die sie später einmal brauchen wird. Mit Sicherheit wird sie aber ihren inneren Frieden wieder finden. Ihre Konzentrationsfähigkeit, ihren Fokus auf das was ihr wichtig ist. Sie wird wieder besser schlafen können und entspannen. Sie wird in ihre sozialen wertschätzenden Kreise zurückkehren und Kraft daraus schöpfen.

Mentale Gesundheit ist ein hohes Gut. Wir alle haben die Aufgabe unsere Gesundheit in Schutz zu nehmen und andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit zu pflegen. Als Ersthelfer für psychische Gesundheit kann ich meine Freundin nur beglückwünschen für ihre mutige Entscheidung. Sie hat ihr Ausbrennen gespürt, hingesehen und reagiert.

Hinschauen statt ausbrennen lassen

Viele andere Menschen werden sich ihrer mentalen Belastung nicht so schnell bewusst. Deshalb ist es wichtig hinzuschauen und auch anzusprechen, wenn wir beobachten, wenn unsere KollegInnen über längere Zeit unkonzentriert, fahrig, unausgeschlafen und unruhig sind, sich sozial zurück ziehen oder immer wieder mit Infekten zu kämpfen haben. Vielleicht haben diese KollegInnen bereits innerlich gekündigt. Vielleicht ist es aber auch nicht der Arbeitsplatz, der diese Symptome hervorbringt sondern eine schwierige private Situation, die bewältigt werden muss.

Es gibt viele Wege, einen beginnendes Burnout anzugehen. Das Gespräch mit dem Hausarzt, mit einem guten Freund, vielleicht mit dem Gesundheitsmanagement der Firma, einer psychologischen Beratungsstelle oder mit einem unabhängigen Coach. Wenn du dich von den erwähnten Anzeichen von Burnout angesprochen fühlst, biete ich dir gerne in einem kostenfreien Erstgespräch eine Beratung an, um herauszufinden, was deine nächsten Schritte zurück zu deiner mentalen Gesundheit sein können.

Meine Freundin und ich

Vielleicht hat mich der Bericht meiner Freundin so berührt, weil ich das selbst gut kenne. Gehe ich ein paar Jahre zurück, war ich in der gleichen Situation. Ich habe eine Weile gebraucht, um meine Entscheidung zu treffen und habe in meiner Erinnerung in den täglichen Aufgabe „einfach versagt“. Durch die Positive Psychologie habe ich gelernt, dass es (mir) nicht hilft, darüber nachzudenken, warum ich und dieser Arbeitgeber zu dem Zeitpunkt nicht (mehr) zusammen gepasst haben oder darüber, wer Schuld daran war, dass ich nur so und so lange „durchgehalten“ habe oder was bei mir nicht stimmte. Ich habe gelernt, wieder nach vorne zu schauen und genauer hinzuhorchen, wenn mein Bauchgefühl mir etwas zuflüstert. Das kannst du auch!

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