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Zeitmanagement trifft Positive Psychologie

Vieles von dem was wir früher über die Zeit gelernt haben erweist sich heute als unsinnig“ (frei nach Frauke Schöttke)

Das Zitat bezog sich in meinem Gespräch mit Frauke auf das Thema Zeitmanagement. Es kann aber auch frei auf andere Themen übertragen werden. Aus systemischer Sicht ist es ein Aufruf, das, wovon wir glauben, dass es so ist oder so sein muss, nochmal zu überdenken oder aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. In der Positiven Psychologie wird empirisch untersucht, ob, wann und wie solche Perspektivwechsel zu einem entspannten, gelingenden und wachstumsorientierten Leben beitragen.

Beginne mit etwas das Spaß macht

Viele von uns haben gelernt, auf der To Do Liste zuerst die Aufgabe anzugreifen, die am unangenehmsten ist. Dann ist sie erledigt. Frisch in den Tag gestartet gehe das besser, als wenn man die unangenehme Aufgabe vor sich herschiebt. Aber wie soll ich konzentriert arbeiten, wenn die bevorstehende Aufgabe mir keinen Spaß macht? Wie soll ich Motivation und Ideen finden?

Barbara Fredrickson untersucht die Macht der positiven Gefühle: negative Gefühle führen uns in eine Vermeidungshaltung und in den Tunnelblick. Positive Gefühle erweitern die Perspektive, geben Leichtigkeit und mehr Handlungsspielraum. Also warum mit dem negativ behafteten Aufgaben beginnen? Wäre es nicht besser erst etwas Schönes zu tun, z.B. mit einer lieben Kollegin einen Café zu trinken oder bei lauter Musik im Homeoffice fünf Minuten zum Lieblingssong zu tanzen, bevor man sich an die bevorstehende Kalkulation oder Projektausarbeitung setzt?

Du kannst es ausprobieren und dich dabei beobachten: geht dir die Arbeit leichter von der Hand, wenn du vorher etwas Schönes erspürt hast?

Formuliere das Ziel hin zu etwas

Viele von uns setzen sich Ziele, die SMART sind: Spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert. Das ist schön und kann gut funktionieren – wenn die Zielrichtung stimmt. Oft sind aber auch smarte Ziele so formuliert, dass sie das Ungute vermeiden. Wenn das Negative schon in der Zielformulierung mit drin ist, ist es schwer sich davon zu lösen. Ein Beispiel: „Ich möchte weniger Stress in meinem Arbeitsalltag haben. Dafür möchte ich jeden Tag mindestens zwei Pausen machen in denen ich keine Termine annehme und das bis zu meinem nächsten Urlaub durchhalten„. Der Fokus liegt schon im Wording auf dem Wort Stress. Das Konzept bleibt auf der kognitiven Spur vorhanden, während alle Anstrengung darauf verwendet wird, den Stress zu reduzieren. Außerdem versteht unser Gehirn Verneinungen schlecht, d.h. die Zielformulierung enthält das Vorhandensein von Terminen, die wiederum Stressauslöser sind. Das Wort „durchhalten“ gibt unserem Gehirn den Hinweis darauf, dass das Stressreduzieren sehr anstrengend werden wird.

Versuche es stattdessen mit einer positiven Formulierung: „Ich bin entspannt und ich trage aktiv dazu bei im Gleichgewicht zu sein. Dadurch macht meine Arbeit mehr Spaß und ich kommuniziere leicht und klar mit meinen KollegInnen„. Wie fühlt sich dieses Ziel an? Es ist eine attraktive Vision. Deine Bemühung zielt nun darauf ab, Wege zu suchen um dort hin zu kommen. In dich hinein spüren, wann du Pausen brauchst, herausfinden, was dich entspannt und wie du Pausen gestalten kannst. Es gibt keinen zeitlichen Aspekt der dich unter Druck setzt, sondern einen Prozesscharakter. Die Worte entspannt, aktiv, Gleichgewicht und Spaß wirken in deinem Gehirn als Boten (anstelle von Stress, Terminen und durchhalten). Der Einbezug der Kommunikation mit den KollegInnen stellt dein Ziel in einen Kontext und gibt ihm einen Wert über dein persönliches Empfinden hinaus. Fühlt sich das besser an?

Du kannst es mit deinem Thema ausprobieren: Wovon willst du weg? Was ist das Gegenteil, der Zustand in den du möchtest? Formuliere ihn im Präsens, als seist du schon da und beziehe den Kontext mit ein. Woran spürst du, dass du dein Ziel erreicht hast? Und was kannst du dazu beitragen? Was sind die Wege, um dorthin zu gelangen? Überlege auch, wozu es für dich sinnvoll und wertvoll ist, dieses Ziel zu erreichen.

Gut genug leben

Viele von uns gingen das Leben an mit dem Ziel, dass etwas aus ihnen wird. Einen Beruf erlernen, aufsteigen, Geld verdienen, ein Häuschen bauen, den Kindern die besten Schulen ermöglichen. Dafür kneift man schon mal die Arschbacken zusammen und rödelt noch etwas mehr. Heute erfolgreich sein, um morgen zu entspannen. Aber ist es das wirklich, was uns heute Sinn gibt? Müssen wir ein Leben in Stress und einer latenten Unzufriedenheit akzeptieren?

Oft lohnt es sich, die Frage zu stellen, was ein erfülltes Leben für dich persönlich bedeutet und den Mut dazu zu haben, das Leben so zu gestalten wie es sich für dich gerade im Moment gut anfühlt. Das weit verbreitete Höher-schneller-weiter hat manch einem den Blick darauf verstellt, was gut tut. Die emotionale Sensibilität und das Mitgefühl für sich selbst leiden darunter. Die Positive Psychologie kann Menschen dabei unterstützen, diesen Draht zu sich selbst wieder zu finden. Aus der Frage: „wo bleibe eigentlich ich?“ entstehen dann neue Visionen – positiv formulierte Ziele, die unterstützen näher an sich selbst und mitfühlender mit sich selbst den Alltag zu gestalten.

Du kannst dich selbst fragen: Funktioniere ich nur oder koste ich das Leben in all seinen Facetten aus? Lebst du gut genug?

Danke für deine Zeit

Bei unserem Treffen haben wir unsere Zeit nicht gemanaged sondern sie uns genommen für ein Kennenlernen, positive Emotionen und gegenseitige Inspiration. Vielen Dank, Liebe Frauke, für den Ausflug ins systemische Zeitmanagement und den perspektivenerweiternden Austausch weit darüber hinaus!

Frauke Schöttke ist Coach für systemisches Zeitmanagement für Unternehmen und Selbständige. Unter dem Motto „Verschaffe dir mehr Zeit durch bessere Strukturierung, klarere Kommunikation und stärkere Delegationskompetenz“ präsentiert sie ihr Thema sachlich, besticht aber mit ihrer herzlicher Art dorthin zu fühlen, wo du spürst, was dir für deine Zeit wirklich wichtig ist.

Emily Haeusler ist Coach für die Gestaltung von (beruflichen) Übergängen und großer Fan der Positiven Psychologie. In ihren vorherigen Berufsleben im Projektmanagement und als Führungskraft war das Management von Herausforderungen und Gleichzeitigkeiten ihr Alltag. Ihre Selbständigkeit bedeutet für sie, Zeit als Gestaltungsspielraum zu begreifen.

Ein Gedanke zu „Zeitmanagement trifft Positive Psychologie“

  1. Pingback: Rückblick zur Zeitumstellung - Emily Haeusler - Coaching

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