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Privates Burnout

Die Definition von Burnout im neuen ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation bezieht sich explizit auf den Arbeitskontext. Aber kann man nicht auch außerhalb des Berufswelt ausbrennen? Meine Erfahrung mit langzeitarbeitslosen Menschen und Frauen im Coaching zeigt: Auch private belastende Situationen oder Ereignisse können zu Symptomen führen, die mit arbeitsbedingtem Burnout einhergehen. Taugt eine Unterscheidung in berufliches und privates Burnout? Was kann die Perspektive der Positiven Psychologie zur Burnout-Prävention beitragen?

Ursachen und Wirkungen im Coaching der Positiven Psychologie

Die Positive Psychologie untersuchte in ihrer erster Welle, was Menschen glücklich macht, was zu einem guten und gelingenden Leben beiträgt. In ihrer zweiten Welle setzte sich die empirische Forschung darüber hinaus mit Sinn im Leben auseinander. Sie stellt die Frage, was „Das gute Leben“ sei. Die dritte Forschungswelle befasste sich auch mit der anderen Seite der Medaille. Wie können Menschen gut mit negativen Emotionen und Lebensereignissen umgehen? Hier wird zu Umgang mit Stress, Burnout und Trauma geforscht.

Im Coaching der Positiven Psychologie steht dabei nicht so sehr im Vordergrund, wie es zu der belastenden Situation kam. Sondern sie geht in die Wachstumsperspektive und der Frage nach, wie Menschen mit Belastungen umgehen, daraus lernen und daran wachsen. Jede Erfahrung ob positiv oder negativ birgt ein Potential, die Gegenwart und die Zukunft aktiv zu gestalten. Sie sensibilisiert dafür, bewusst Entscheidungen zu treffen und präventiv für mentale Gesundheit zu sorgen, bevor ein Burnout entsteht.

Anzeichen von Burnout

Das Ausbrennen von Arbeitnehmern nimmt zu. Das wird an der Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen gemessen, wobei die Dunkelziffer noch höher liegen dürfte. Dass ein sich anbahnendes Burnout bei einem Mitarbeitenden von einem Arbeitgeber erkannt wird bedarf bereits einer guten Schulung, einer vertrauensvollen Kommunikationskultur und Menschenkenntnis. Nicht jeder Arbeitgeber ist so nah an seinen Mitarbeitenden dran, um die Frühwarnzeichen zu erkennt. Nicht jeder Mensch vermag sie bei sich selbst zu erkennen.

Betrachtet man die Frühwarnzeichen von Burnout wird deutlich, dass sich nur einige direkt am Arbeitsplatz bemerkbar machen. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall, vielleicht auch der soziale Rückzug werden von aufmerksamen KollegInnen oder Vorgesetzten wahrgenommen. Eine gehäufte Krankmeldung fällt auch auf. Anders sieht es bei Gefühlen von Zeitnot und Gehetztheit aus. Innere Unruhe und Nervosität können spielen sich im Inneren ab, genauso wie eine verringerte Emotionskontrolle. Ob einem Mitarbeiter quälende Grübelein den Schlaf rauben ist erstmal Privatsache.

Im Privaten treffen Zeichen von Aufmerksamkeitsstörung, Gehetztheit und sozialem Rückzug seltener an die Grenzen von anderen. Arbeitenden Müttern von kleinen Kindern, pflegende Angehörige und allgemeiner, Menschen, die in ihrem privaten Umfeld erhöhten Belastungen ausgesetzt sind haben schlicht weniger Zeit für die Selbstfürsorge. Außerdem ist es leider eine traurige Realität, dass wir gestresst durchs Leben gehen und das das neue Normal ist.

Unabhängig davon, was letztlich ursächlich für ein Burnout ist, betreffen die Frühwarnzeichen ganzheitlich die Lebenssituation UND die berufliche Aktivität. Vielleicht kann ein Burnout auch durch die private Herausforderung entstehen, die sich dann auch den beruflichen Kontext auswirkt?

Frühwarnzeichen Burnout beruflich und privat

Hier stelle ich die Frühwarnzeichen für berufliches Burnout Situationen gegenüber, die im Privaten auftreten können, wenn ein Mensch sich nah an seiner Belastungsgrenze befindet. Ich beobachte diese Anzeichen bei meinen KlientInnen, die keine Arbeit haben und aus diversen privaten Gründen schon länger in der Arbeitslosigkeit sind. Ich beobachte sie aber auch bei Klientinnen, die einen guten Job haben der ihnen Spaß macht, der ihnen sonst sogar Kraft gibt und zu sozialem Eingebundensein und Selbstwirksamkeitserleben beiträgt. Menschen die aber zusätzlich im Privaten einer Herausforderung gegenüberstehen, die über das als „normal“ empfundene Leben hinausgeht.

Frühwarnzeichen berufliches BurnoutAnzeichen von privatem Ausbrennen
Krankheitsanfälligkeit: Fehlzeiten wegen Erkältung o. Ä.Körperliche Symptome wie Verspannung, Rückenschmerzen, chronische Erkältungen, Lustlosigkeit sich zu bewegen und keine Motivation für Sport.
Quälende Grübeleien über Probleme, die zu keinem Ergebnis kommen bezogen auf Arbeitsaufträge, Mitarbeiterkonstellationen oder die eigene Leistungsfähigkeit oder Stellung im Team.
Damit verbunden Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten.
Kreisenden Gedanken und Grübelschleifen z.B. bei Trennung, Verlust oder Erkrankung eines nahestehenden Menschen aber auch Geldsorgen, Arbeitslosigkeit, Fernbeziehung oder unerfülltem Kinderwunsch. Plötzliche Hellwachsein in der Nacht und Durchdenken der immer gleichen Sorgen.
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen: zunehmende Zerstreutheit, Flüchtigkeitsfehler, zunehmende Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren, Aussetzer im Kurzzeitgedächtnis („Filmrisse“), Vergesslichkeit, Verlegen von Gegenständen (Akten, Schlüsselbund …), Verzettelung in KleinigkeitenVergessen von Terminen, Ungenauigkeiten bei Absprachen, Vergesslichkeit in der Alltagsorganisation z.B. beim Einkauf. Nicht-richtig-zuhören bei den Erzählungen von Familienmitgliedern; im Gespräch den Faden verlieren.
Gefühl von Zeitnot und Gehetztheit: Chronische innere Unruhe; sichtbare Nervosität; Unfähigkeit zur Entspannung, zunehmende Unfähigkeit, unwesentliche Signale (E-Mails, Voice-Mails, SMS) auszublenden oder zeitversetzt zu bearbeitenVersuch des Multitasking: um nichts zu vergessen, wird vieles nebenher „erledigt“, aber dann doch nicht ganz und nicht vollständig. Das Gefühl, dass alles dringend ist und die Zeitnot scheint immer hoch zu sein. Springen von einer Aufgabe zur nächsten.
Sozialer Rückzug: Meiden von Kontakten mit Kunden und Kollegen, Kurzangebundenheit, Fernbleiben von Anlässen wie Betriebsausflügen, Feiern etc., zunehmende Schwierigkeit, anderen zuzuhören, Austrocknen des BekanntenkreisesWahrnehmen von nötigen sozialen Kontakten aber mangelnder Antrieb um mit gute Freunde anzurufen oder einzuladen. Subjektives Gefühl keine Zeit und keine Kraft für soziale „Verpflichtungen“ zu haben.
Verringerte Emotionskontrolle: erhöhte Reizbarkeit, Wutausbrüche, Verstärkte Neigung zu Tränen Starre Mimik („Pokerface“)Gereiztheit z.B. gegenüber gut gemeinten Ratschlägen oder der plötzliche Tränenausbruch aus dem Nichts, wenn doch mal ein ruhiger Moment kommt. Trotz des inneren Sturms wird nach außen die Form gewahrt, „es geht schon“.
Leistungsabfälle: erhöhter Zeitaufwand für Routine- aufgaben, Unnötige ÜberstundenÜberstunden im Haushalt, weil nichts richtig und andauernd auf- und umgeräumt wird, statt sich von dem zu trennen, was zu viel ist. Das Gefühl, dauernd etwas zu tun zu haben raubt Konzentration und Effizienz bei der Erledigung einzelner Aufgaben.
Frühwarnsymptome von Burnout nach Michael Burisch in VGB-Fachwissen, 2017 / Anzeichen von privatem Ausbrennen nach eigenen Darstellung

Anzeichen ernst nehmen

Bis wohin ist Stress im Leben „normal“ und ab wann kann er zu psychischen Erkrankungen führen? Die Grenze ist schwimmend. Sicher ist aber: je früher ein beginnendes Ausbrennen bemerkt wird, desto leichter ist es gegen zu steuern. Gerade in Lebensphasen, in denen die Gleichzeitigkeit von verschiedenen Aufgaben überhand nimmt, sollte man sich also trotzdem die Zeit nehmen, gut für sich zu sorgen.

Nährstoffe für den gesunden Geist

In nicht ganz exakter Analogie zu den Frühwarnzeichen von Burnout möchte ich hier die Nährstoffe für einen gesunden Geist nach Dan Siegel vorstellen. Wenn Sie sich in den Frühwarnzeichen wiedererkannt haben, lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen. Ausführlicher habe ich sie in meinem Blogartikel Ernährung für den gesunden Geist beschrieben.

Wie ausgewogen ist ihre Ernährung? Tragen sie für jedes Kuchenstück ihren Füllstand ein. Was beobachten Sie? Was wären erste Schritte, um Ihre Ernährung für den gesunden Geist so zu gestalten, dass ihr Burnout-Risiko sinkt?

In meinen Coachings gehört das Menü für den gesunden Geist oft zur ersten Bestandsaufnahme, zum Kennenlernen der Lebensrealität meiner KlientInnen und führt nicht selten zu Ansatzpunkten für selbstwirksame Veränderung. Dabei ist jedes Menü für den gesunden Geist anders, wie die Bedürfnisse von Menschen unterschiedliche sind und die Lebensumstände Unterschiedliches zulassen.

Coaching zur Burnout-Prävention

Erleben Sie eine Phase der Überforderung? Haben Sie sich in einzelnen Frühwarnzeichen wiedererkannt? Dann lade ich Sie ein, sich einen Rahmen zu schaffen, in dem Sie ihre Lebenssituation ganzheitlich reflektieren können. In einem Coaching schenken sie sich Zeit zur Selbstreflexion und schöpfen Kraft, um in kleinen Schritten ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Sie finden zurück ins Gleichgewicht und zur Selbstwirksamkeit statt weiter auszubrennen. Bewusst denken, fühlen und leben.

3 Gedanken zu „Privates Burnout“

  1. Pingback: Mentale Gesundheit im Februar - Emily Haeusler - Coaching

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