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Weg vom Grübeln, zurück in den Flow

Eigentlich läuft doch alles, aber irgendwie komme ich nicht in Gang. Da ich eigentlich weiss, was mir gut tut und was ich brauche, um Abstand zum Grübeln zu bekommen, habe ich mir heute vorgenommen, mich mit Aufräumen zu beschäftigen und erst um 9:30 an den Rechner zu gehen. Im letzten Jahr, als ich in einer Weiterbildung war, war das eine gute Zeit, um produktiv zu starten. Aber jetzt kam doch die Idee dazwischen, dass ich das aufschreiben möchte: ich möchte weg vom Grübeln und zurück in den Flow.

Motziger Morgen – mir was Gutes tun?

Wahrscheinlich war der Morgen einfach Ausdruck meiner Stimmung. Nach drei unglaublich heißen Tagen kam heute Nacht der Regen und bei offen Fenster haben wir gut geschlafen. Bei eben diesem offenem Fenster ist mein Kleiner dann eine Stunde früher aufgewacht als sonst und war (auch) im Quängelmodus. Erstmal Café und Kakao. Dann tauchte die Große auf und versuchte ihn abzulenken und aufzuheitern. Irgendwie wurde es nach dem Frühstück besser und er ist barfuss losgedüst, so dass ich meine Tasche geschnappt habe und hinterher mit dem Gedanken: nicht der schlechteste Morgen um ihn eine Stunde früher in die Kita zu bringen als gewöhnlich. Ich liebe meine Kinder, aber manchmal bin ich auch froh, wenn sie weg sind.

Auf der Rückfahrt von der Kita bei meinem Frisör angehalten. Wenn es dir nicht gut geht, tu dir was Gutes! Termin für 12:30 verabredet. Weiter nach Hause. Für die Einbahnstraße wurden die Verkehrsregeln geändert – Fahrräder frei in beide Richtungen. Wieder mal einen Anmotzer von einer auch schlecht gelaunten Autofahrerin kassiert. Zurückgemotz, was sie sicher nicht mehr gehört hat.

Rückblick: Was war eigentlich in den letzten Tagen los?

Zurück zu Hause kam die Erinnerung an das impulsive Schreiben. Einfach ohne den Stift abzusetzen und erste Gedanken: das Wochenende war toll. Wir haben den 9. Geburtstag meiner Tochter gefeiert. Im Anschluss saßen wir mit einer Freundin und unseren Nachbarn noch bis spät auf dem Balkon und haben über Beziehungen und Berufswünsche und andere Erwachsenenthemen gesprochen. Sonntag war ebenso schön, Familienfest bei meinen Eltern mit Planschbecken im Garten und leckerem Essen. Montag hatte ich einen guten Arbeitstag, auch wenn zu heiß im Südseite-Büro. Meine Klienten gingen guter Dinge aus dem Coaching und eine Kollegin hat mir nochmal gesagt, dass es ein Gewinn fürs Team wäre, wenn ich das Angebot der Festanstellung annehme würde.

Was hat mich also so runtergezogen? Gestern habe ich an einem Artikel über Werte gearbeitet und dabei gemerkt, dass ich lieber meine Gedanken dazu aufschreibe, als einen Fachartikel zu schreiben. Es ist eine Mischung geworden, noch nicht ganz fertig und der Blogartikel soll auch erst am Wochenende rausgehen, also noch Zeit daran zu feilen. Bei der Gelegenheit habe ich mein Skript aus der Supervisionsausbildung wieder hervorgeholt und daran gedacht, wie ich vor einem Jahr auf meine Reise gestartet bin und dort so viele liebe Menschen kennengelernt habe, die mich anders wahrgenommen haben als ich mich selbst damals und die mich zusammen mit meiner Disziplin und meinem Wunsch zu lernen ermutigt haben, einen neuen Weg zu wählen.

Flashback Krisenerfahrung

Gestern kam auch noch ein Gespräch mit meinem Expartner vor, in dem es um eine administrative Sache ging, in der er sich ungerecht behandelt fühlt und er das Bedürfnis hatte darüber zu sprechen. Ich leihe ihm wieder mein Ohr, höre aber Vorwürfe heraus. Er hat sein Weltbild und ich meins, die passen wenig zusammen und ich darf konsequenter sein, wenn ich keine Lust habe mir seine Gedanken anzuhören. Oft kann ich diese Gespräche so stehen lassen. Heute häng es nach. Warum?

Gleichzeitig kommt mir der Gedanke, ob ich das wohl alles verarbeitet habe. Ich wünsche mir eine neue Partnerschaft aber weiss gar nicht, ob ich wieder so vertrauen kann, wie ich das früher gemacht habe. Vorwürfe, Infragestellung meiner Person zusammen mit immer wieder zweierlei Maß – mein Kopf weiss, dass das mit seiner Erkrankung zu tun hat, ich kann es verstehen und entschuldigen aber verletzt hat es mich doch…

Ich erziehe seit neun Jahren meine Tochter alleine und als mein Kleiner geboren war gab es erst immer mal wieder Streit, bei meinem Expartner kamen starke Selbstzweifel zu Vorschein, dann langsam die Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht. Versuche, das Ganze über die psychologische Beratungsstelle zu kitten. Dann das Erwachen, die Erkenntnis: er hat eine generalisierte Angststörung. Er Klinikaufenthalt. Ich Selbststudium psychische Erkrankungen. Alleine mit zwei Kindern, Wiedereinstieg in den Job. Umzug. Corona. Job gekündigt. Suchen. Finden. Falsche Entscheidung. Wieder suchen. Weiterbildung. Ausbildung. Und der Neustart in mein Berufsleben als Coach. Das ist mein Weg und die Krise ist Teil davon und hat mich im Rückblick wachsen lassen.

Vogelperspektive auf das Gute

Also noch mal in die Vogelperspektive gehen: Ich habe schon ein Einkommen über Honorarkraftaufträge, bin in meiner neuen Rolle angekommen und werden angenommen. Ich habe die ersten zwei KlientInnen nach 15 Jahren Arbeitslosigkeit in gute Jobs vermittelt, die zu ihnen passen. Ich habe eine Privatklientin aus ihrem BurnOut herausgeleitet, nachdem sie keinen Therapieplatz gefunden hat, beim Wiedereinstig in ihren Job unterstützt und bis zu ihrer Reha begleitet. Eine andere Privatklientin schätzt mein Coaching sehr und drückt ihre Dankbarkeit regelmäßig aus.

Auch die lieben Menschen aus meiner Ausbildung schätzen es sehr, dass ich unsere 14-tägigen Treffen organisieren, das Netzwerk belebe und wir uns so immer wieder gegenseitig weiter ermutigen. Keiner ist alleine auf seiner Suche und in seinen neuen Herausforderungen. Dort merke ich auch, dass es tagesformabhängig ist, wie ich meine Selbständigkeit sehe. Einerseits finde ich es gut wie es ist, alles darf langsam wachsen. Ich habe viel Zeit zum Schreiben und kann mein Mamasein gut mit meiner Arbeit vereinbaren. Ich arbeite in Teilzeit und bin im Moment OK damit, nicht viel Geld zu verdienen. Ich weiss, dass ich gut bin in dem was ich tue und es wachsen wird.

Mit Positiver Psychologie wieder in den Flow

Wahrscheinlich schreibe ich diese Text deswegen: Weil Positive Psychologie nicht heißt, immer happy zu sein. Wir haben unsere Launen, unsere Zweifel unsere Rückschläge. Wir haben unsere Visionen, unsere Ziele und unsere Pläne. Ist ein Ziel erreicht entsteht Leere und wir brauchen etwas Neues. Ich habe mein erstes Ziel erreicht. Die Honoraraufträge laufen, ich sammele Erfahrung. Ich habe weitere Module für die Ausbildung zum Berater der Positiven Psychologie gebucht und eine Kooperation in Planung, bei der ich selbst die Positive Psychologie im Rahmen einer Coachingausbildung weitergeben werde.

Mehr zu Selbstwirksamkeitserwatung, Flow und Grübelschleifen bald in einem Fachartikel.

Ich habe auch noch viele Bücher die ich lesen möchte und Inhalte aus meinen vergangenen Ausbildungen nachzuarbeiten. Es war alles intensiv, reich und inspirierend in den letzten Monaten. Darf ich jetzt einfach mal so in den Tag rein leben, es genießen, dass nicht so viel zu tun ist, meine freie Zeit vielleicht sogar für mich verwenden? Darf ich mein mir selbst auferlegtes Social-Media-Geposte wieder einstellen, wenn es doch eh niemanden interessiert? Wahrscheinlich muss ich es als das sehen was es ist: eine inhaltliche Aufarbeitung meiner Ausbildungsinhalte. Indem ich es weitergebe verfestigt sich mein Wissen bei mir. Das ist schön, hilft mir und meinen künftigen Klienten. Die Anzahl der (wenigen) Follower oder der Likes soll mich nicht zweifeln lassen. Schön, dass es jemand sieht und ein paar Menschen durch ihre Reaktionen wertschätzen was ich tue. Aber eigentlich tue ich es für mich.

Die TaDaa-Liste möchte gefüllt werden

Und das ist ja nicht alles. Meine TaDaaa-Liste möchte wieder gefüllt werden und das wird der nächste Schritt sein, sie wieder zu füllen mit Dingen, die ich dann abhaken kann. Zurück in eine bewusste Produktivität durch die Veranschaulichung dessen, was ich jeden Tag tue, leiste, erschaffe und schaffe. Das klingt nach einem guten Ende für diesen Text: ich mache weiter und da mehr desselben gerade nicht hilft, schaue ich mich um, genieße, dass die Sonne rauskommt, die Morgenluft aber noch frisch vom Regen ist und mache mich mit aufgeschlagener TaDaaa-Liste ans Aufräumen um Ideen zu sammeln. Ich lasse mich einfach überraschen, was als nächste kommt, wenn ich mich den Seifenblasen zuwende und den Säbelzahntiger für diesen Vormittag aus einer etwas größeren Distanz zuschauen lasse.

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